Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

§ 64. Der Statthalter Gedalja; Auswanderung nach Ägypten 
und bildete den Kern des künftigen Diaspora Zentrums an den Ufern 
des Nil 1 ). 
Die Zustände in Juda verschlimmerten sich inzwischen zusehends. 
Nach der Ermordung Gedaljas sandte der erzürnte Nebukadrezzar 
von neuem seinen Heerführer Nebusaradan in das judäische Land, 
und dieser führte noch einige hundert judäische Familien in die 
babylonische Gefangenschaft ab (582 1 2 )). Infolge der Auswanderung 
und der Verbannungen war Juda an vielen Orten des größten Teiles 
seiner Bevölkerung beraubt. Manche Gegenden waren gänzlich ver 
ödet; einen besonders düsteren Anblick bot das noch vor kurzem 
blühende, verkehrsreiche Jerusalem. Sowohl die Nation als auch 
das Land waren enthauptet: das Haupt der Nation, die Aristokratie 
des Geistes und des Blutes, war nach Babylonien verschlagen; die 
Hauptstadt Judas lag in Trümmern; der eine ihrer großen Pro 
pheten lag in Ägypten im Sterben, der andere schmachtete im 
babylonischen Exil. Aber auch diese fürchterliche Operation, die die 
Geschichte an Haupt und Gliedern des judäischen Volkes vornahm, 
richtete es nicht zugrunde. Noch steht der Prozeß des Zusammen 
wachsens des in Stücke geschlagenen Körpers bevor, noch sollen die 
zerstreuten Gebeine wieder zu einem Ganzen werden. Und auf die 
Frage des Propheten des Exils: „Werden wohl diese Gebeine wieder 
lebendig werden?“ wird ihm die Antwort der Geschichte zuteil: 
Ja, so soll es sein! 
1 ) Den neuesten Entdeckungen zufolge (s. unten,, S 80), bestand die judäische 
Kolonie in Ägypten noch im V. Jahrhundert vor der christlichen Ära, d. i. hun 
dert Jahre vor der Entstehung des großen Diasporazentrums im hellenisierten 
Ägypten. 
2 ) ,,Im 23. Jahre der Regierung Nebukadrezzars“ (Jerem. Ö2, 3o), was dem 
Jahre 582 entspricht. 
32 I 
21 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.