Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Leibniz und fürchteten schon, daß er sich ganz in diePoeterei verlie 
ren und der ernsten Studien überdrüssig werden möchte. Was sich 
bei dieser Gelegenheit überraschend genug hervorthat, war nicht 
das poetische Talent, sondern die erfinderische Geschicklich 
keit des Knaben, die sich hier in dem leichten Spiel mit den 
Sprachsormen bethätigte; die lateinischen Verse waren nur ein 
gelegentlicher Stoff für seine erfinderische Thätigkeit, aber kein 
Zeichen seiner Geistesrichtung. 
7. Studium der Logik. 
Die Schülcrpoeten finden gewöhnlich nichts langweiliger als 
die Logik. Und gerade dieser Gegenstand, so trocken und geistlos er 
auf den Schulen unterrichtet wird, nimmt sogleich Leibniz' gan 
zes Interesse und seinen erfinderischen Sinn in Anspruch. Er 
vertieft sich in die Schullogik. Ihm werden die trockenen Regeln 
lebendig, und mit Leichtigkeit findet er gleich zu jedem Satze des 
Lehrbuchs eine Menge treffender Beispiele. Was gemeiniglich 
den Lehrern sehr schwer fällt, kommt diesem Schüler von selbst. 
Er durchschaut die Aufgabe der Logik, und wie weit sie in der 
überlieferten Form hinter ihrem Ziele zurückbleibt. Sie soll das 
ganze Gebiet der menschlichen Gedankenbildung ausmessen und 
gleichsam eine Charte des Denkens entwerfen. Sic müßte eine 
der fruchtbarsten Wissenschaften sein, während sie in der vor 
handenen Verfassung in der That wenig ergiebig ist. So kommen 
ihm gegen die Schullogik eine Menge Zweifel und Bedenken; er 
faßt zu ihrer Verbesserung eine Menge neuer Ideen. „Nicht 
bloß," erzählt Leibniz von sich selbst, „wußte ich die Regeln leicht 
in Beispielen anzuwenden, was ich zur Verwunderung der Leh 
rer allein unter meinen Schulgenossen that, sondern ich hatte 
auch meine Zweifel und trug mich schon damals mit neuen Ideen,
	        
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