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chanismus anerkennt, also Freiheit, Persönlichkeit, Gottheit noth
wendig von sich ausschließt und folgerichtiger Weise verneint.
Den Begriff der Ursache, des Ursprünglichen, der freien Wirk
samkeit kann der Verstand nicht fassen, weil Ursprüngliches in
nerhalb seiner bedingten Vorstellungen nirgends getroffen wird.
Aber in dem Gefühle seiner eigenen Ursprünglichkeit, in seiner
selbstthätigen Erfahrung wird dem Menschen die Gewißheit, daß
es ein Ursächliches in der Welt giebt, also auch eine Ursache der
Welt geben müsse. Von diesem Gefühle beseelt, denkt der
menschliche Geist nach einem höhern Princip, als dem Verstan
dessatze der Identität und des Grundes, er findet in seiner eige
nen Selbstthätigkeit das „principium generationis“, das nicht
vom Theil zum Ganzen, sondern von dem lebendigen Dasein
zum.Ursprünge alles Lebens, zu Gott als dem absolut Lebendi
gen , von der menschlichen Freiheit zur göttlichen Vorsehung lei
tet*). Giebt es keine Freiheit, so giebt es nur Mechanismus
und Fatum, so ist die „fatalistische" Weltanschauung Spinoza's
die einzig mögliche. Giebt es Freiheit im Menschen, so giebt es
Vorsehung in der Welt, denn Freiheit und Vorsehung sind un
zertrennlich mit dem Vernunstgefühle verbunden**).
Wenn man gewöhnlich sagt, Jacobi habe der Philosophie
den Glauben, dem Verstände das Gefühl entgegengesetzt, so er
klärt diese vieldeutige Formel nichts von der Eigenthümlichkeit
des jacobi'schen Standpunktes; es wird damit namentlich die
Entdeckung nicht bezeichnet, welche in Jacobi die Gefühlsphilo
sophie gemacht und gegen den Dogmatismus siegreich behauptet
*) David Hume über den Glauben. Gesammelte Werke. Bd. II.
S. 313flgd.
**) Ueber die Unzertrennliche der Freiheit und Vorsehung von
dem Begriffe der Vernunft. Bd. II. S. 313flgd.