Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

853 
daß wir einen Körper haben, und daß außer uns andere Körper 
und andere denkende Wesen vorhanden sind. Eine wahrhafte, 
wunderbare Offenbarung! Denn wir empfinden doch nur unsern 
Körper, so oder anders beschaffen; und indem wir ihn so oder 
anders beschaffen fühlen, werden wir nicht allein seine Verände 
rungen, sondern noch etwas ganz Verschiedenes, das weder bloß 
Empfindung noch Gedanke ist, andere wirkliche Dinge gewahr, 
und zwar mit eben der Gewißheit, mit der wir uns selbst gewahr 
werden, denn ohne Du ist das Ich unmöglich*)." 
Das jacobi'sche Glaubensprincip ist zunächst kein religiöses, 
sondern ein realistisches: es ist das natürliche Gegengewicht 
gegen den Idealismus des Verstandes. So macht es Jacobi in 
seinen Briefen an Mendelssohn über die Lehre Spinoza's geltend. 
Dieser Glaube sichert unsern Vorstellungen die Objectivität, er 
bewirkt, daß sie uns für Bestimmungen der Dinge gelten, wäh 
rend sie sonst nur unsere eigenen Bestimmungen sein könnten. Da 
rin ist Jacobi, wie Hamann, ganz mit Hume einverstanden, daß 
er den sinnlichen Glauben aller menschlichen Erkenntniß zu Grunde 
legt. Und der Grund dieses Glaubens? Was ist der Grund 
davon, daß mir die Thatsache eines fremden Daseins so klar ein 
leuchtet, daß, ich derselben vollkommen gewiß bin und kein Skep 
ticismus der Welt im Stande ist, mir diese Gewißheit zu rau 
ben? Was macht meine sinnliche Empfindung zur Wahrneh 
mung im buchstäblichen Sinne des Worts? Zur Wahrnehmung, 
d. h. daß ich meine Empfindung und Vorstellung nicht bloß für 
Schein oder Modifikation meiner selbst, sondern für wahr 
nehme: für die wirkliche Erscheinung eines Gegenstandes. 
*) Briefe über die Lehre des Spinoza. S. 162flgd. Bd. IV. 
S. 210. Vgl. David Hume über den Glauben oder Idealismus und 
Realismus. Jacobi's Ges. Werke. Bd. II. S. 155flgd.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.