Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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gilt, was Hamann so nachdrücklich geltend gemacht hatte, die 
Einheit der menschlichen Natur als ein untheilbares Ganzes: so 
stellt sich hier unwillkürlich die Aufgabe, die Erkenntniß selbst 
auf die Religion als auf die Urthatsache der menschlichen Natur 
zu gründen. Diese Aufgabe macht den Standpunkt Ja cobi's. 
Es ist für den Standpunkt und die Stellung Jacobi's bezeich 
nend , daß Lessing's Frage über den Ursprung der Religion, die 
im Antigoeze und in der Erziehung des Menschengeschlechts zur 
Sprache kam, ihn so mächtig anregte und ergriff, daß er seitdem 
Alles begierig aufsuchte und las, was Lessing über die religiösen 
Dinge geurtheilt hatte. Schon in dieser Anknüpfung an Lessing 
ist Jacobi der Aufklärung und Philosophie näher verwandt als 
Hamann, der gar nichts mit ihr gemein haben wollte. Indessen 
war er sich ebenso deutlich als Hamann des Gegensatzes bewußt, 
der ihn von der bisherigen Philosophie trennt; zugleich aber ver 
mochte Jacobi, was einem Hamann bei seinem Standpunkt und 
seiner Geistesart nicht gegeben war: jenen Gegensatz bestimmt 
und klar zu formuliren. Eben darin liegt Jacobi's große Be 
deutung für die Geschichte der Philosophie. Er fand den logischen 
Ausdruck gegen die dogmatische Verstandeserkenntniß, so wenig er 
auch sein eigenes Princip positiv ausbilden konnte. Daß er den 
letzteren Versuch, der fehlschlagen mußte, überhaupt unternahm; 
daß er nicht bloß die Grundlagen der bisherigen Philosophie auf 
lösen, sondern selbst neue legen wollte: das ist der Nachtheil 
Jacobi's im Vergleiche mit Hamann, der sich so weit mit der 
Philosophie nicht einließ. 
2. Kritik der Verstandeserkenntniß. 
Einen Satz hat Jacobi einleuchtend bewiesen, daß die Ver 
standesphilosophie niemals im Stande sei, das Ursprüngliche zu
	        
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