Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

gnomisch *)." Diese erkennen den Naturausdruck der Jndividua 
lität, den ächten, unverfälschten, der eins ist mit dem Kraft 
ausdruck. 
2. Die geniale Individualität. 
Darum mußte man hier die deutlichste Offenbarung des Ge 
nies suchen, und Lavater war ganz geeignet, gerade dieser Offen 
barung, der Physiognomie des Genies, mit besonderer Vorliebe 
nachzuspüren. Er hat in seinen physiognomischen Fragmenten 
das Genie in einer so dithyrambischen Weise beschrieben, daß wir 
kaum ein sprechenderes Zeugniß dafür vorbringen können, wie die 
Geniedenker sich das Genie vorstellten. „Was ist Genie? Was 
ist es nicht? Ist es bloß Gabe ausnehmender Deutlichkeit in 
seinen Begriffen, ist es bloß ungewöhnliche Leichtigkeit, zu lernen, 
zu sehen, zu vergleichen? Ist es bloß Talent? Genie ist Ge 
nius." 
„Wer bemerkt, wahrnimmt, schaut, empfindet, denkt, spricht, 
handelt, bildet, dichtet, sagt, schafft, vergleicht, sondert, 
nigt, folgert, ahndet, giebt, meint, als wenn es ihm ein Genius, 
ein unsichtbares Wesen höherer Art dictirt oder angegeben hätte, 
der hat Genie; als wenn er selbst ein Wesen höherer Art wäre, 
ist Genie. Der Charakter des Genies und aller Werke des 
ist Apparition; wie Engelserscheinung nicht kommt, sondern 
dasteht, nicht weggeht, sondern weg i st, so Werk und Wirkung 
des Genies. Das Ungelernte, Unentlehnte, Unlernbare, Unent- 
lehnbare, Innig-Eigenthümliche, Unnachahmliche, Gött 
liche ist Genie, das Jnspirationsmäßige ist Genie, heißt bei allen 
Nationen, zu allen Zeiten Genie, und wird es heißen, so lange 
Lavater 
Physiognomik 
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