Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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türliche Religion zu erwärmen und deren Wahrheit als eine Her 
zenssache zu betreiben, für welche sie auch ihr Zeitalter erwärmen 
und gewinnen möchte. Sie will Gemüthsaufklärung wer 
den und stimmt danach ihre Aufgabe, ihre Richtung, ihre Ton 
art. Das ist der Standpunkt, den Moses Mendelssohn 
einnimmt, dem dieser Mann durch seine Geisteseigenthümlichkeit 
vollkommen entsprach und die Bedeutung verdankt, die jenes Zeit 
alter der Aufklärung ihm beilegt. Er faßt den exoterischen Geist 
der leibnizischen Philosophie in eine exoterische, zwanglose Form. 
Die Form und Absicht seiner Schriften geht darauf aus, die 
Wahrheiten der natürlichen Religion öffentlich und Jedermann 
faßlich zu machen, diese Wahrheiten so darzustellen, daß sie nicht 
bloß dem Verstände einleuchten, sondern als unwillkürliche Ma 
ximen auf die menschlichen Willensentschlüsse einfließen und zur 
praktischen Gesinnung werden; er möchte sie nicht bloß deutlich, 
sondern beherzigenswerth und erbaulich machen. In diesem Sinne 
unterscheidet er in seiner Abhandlung über die „Evidenz der 
metaphysischen Wissenschaften" bei der natürlichen Theologie die 
Verstandesbeweise von solchen, die sich an das menschliche Herz 
richten. Die Herzensbeweise verlangen keinen methodischen und 
strengen Schriftsteller, wie Wolf und Reimarus gewesen waren, 
sondern einen rhetorischen, wie Mendelssohn. Darum wird seine 
Schreibart, so leicht und geschmackvoll sie erscheint, einförmig 
und öfters erbaulich, denn ihre Materien sind arm und ihre Ten 
denz gemüthlich-moralisch. Mendelssohn möchte dem deutschen 
Deismus werden, was Shastesbury dem englischen war. Er ist 
durchweg ein anhängender und abhängiger Philosoph; seine Phi 
losophie verdankt er Wolf und dessen Schule, seine literarische Be 
deutung Lessing, den er nur so weit verstand, als dieser der Ver 
standesaufklärung angehörte. Sein Hauptgesichtspunkt bleibt der
	        
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