Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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wir früher in Abrede gestellt haben. Dort sprach die Darstel 
lung, hier die Beurtheilung. Außerdem ist der nachgewiesene 
Widerspruch keineswegs der, welchen man Leibniz gewöhnlich 
Schuld giebt. Als ob er seine Theologie hätte vermeiden können! 
Als ob er sie folgerichtigerweise im Interesse der Monadenlehre 
hätte vermeiden müssen! Wenn wir gezeigt haben, daß der Got 
tesbegriff und der Monadenbegriff nicht übereinstimmen, so heißt 
das: der Begriff einer höchsten Monade stimmt mit 
sich selbst nicht überein; in diesem Begriffe liegt eine An 
tinomie, denn es läßt sich eben so gut beweisen, daß Gott 
Monade ist, als daß er keine ist. In diesem Begriff liegt ein 
Dilemma, denn es läßt sich aus leibnizischen Gründen darthun, 
daß Gott weder Monade noch das Gegentheil sein kann. Aber 
man frage sich doch, ob die Monadologie diesen Begriff einer 
höchsten Monade nicht behaupten, nicht suchen, nicht fordern 
mußte? Und man wird annehmen dürfen, daß der Widerspruch, 
welcher die höchste Monade trifft, den Begriff der Monade über 
haupt trifft; daß der nachgewiesene Widerspruch seinen Schwer 
punkt nicht in der Theologie, sondern in der Monadologie selbst 
hat. Und aus diesem wohlbedachten Grunde durfte der Darstel 
lung nicht als Widerspruch erscheinen, was der Beurtheilung so 
erscheinen muß. 
6. Widerspruch im Begriffe der Welt. 
Aus den zahllosen Welten, welche möglich sind, wählt 
Gott diejenige, welche er schafft. Die wirkliche Welt ist darum 
metaphysisch zufällig und nur moralisch nothwendig. Aber was 
sind jene zahllosen Welten, die im göttlichen Verstände möglich 
sind? Eines läßt sich auf Grund der leibnizischen Denkweise 
mit völliger Sicherheit behaupten, daß sie alle aus Monaden be-
	        
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