Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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bildete. Dies machte ihm beim Gehen Beschwerde, er suchte es 
also zuzuheilen, aber sobald es geschehen, bekam er heftiges Po 
dagra. Dieses suchte er durch stilles Liegen zu besänftigen, und 
damit er im Bette studiren könnte, zog er die Beine krumm an 
sich. Die Schmerzen aber zu verhindern und die Nerven unfühl 
bar zu machen, ließ er hölzerne Schraubstöcke machen und die 
selben überall, wo er Schmerzen fühlte, anschrauben. Ich glaube, 
er habe hierdurch seine Nerven verletzt, so daß er die Füße zuletzt 
gar wenig brauchen konnte, da er denn auch fast stets zu Bette 
lag." Diese dem Schmerz überlegene Gewalt des Geistes, die 
Leibniz für seine Arbeiten aufbieten konnte, erinnert an Kant, 
der ähnliche Schmerzen durch die bloße Willensenergie, den mo 
ralischen Entschluß, sich nicht stören zu lassen, aufwog. Ge 
wiß, ein solcher Heroismus im Studirzimmer darf mit den größ 
ten Beispielen menschlichen Heldenmuths wetteifern. 
IV. 
Die deutsche Aufklärung. 
I. Leibniz und Kant. 
Wir haben die innerste Triebfeder kennen gelernt, welche 
die geistige Persönlichkeit unseres Leibniz in Bewegung setzt. Uni 
versalität in dem fruchtbaren Sinn der Vermittlung und Ueber 
einstimmung , die das Entgegengesetzte versöhnt, das Verschiedene 
vereinigt, überall die Harmonie der Dinge begreift und bezweckt, 
bildet das durchgängige Hauptziel in seinem Leben und Denken. 
Zn diesem Geiste sucht er eine universelle Philosophie, ein 
der Vernunft gemäßes Christenthum, eine diesem Christenthum 
entsprechende Kirche, befördert die allgemeine Civilisation, orga- 
nisirt das Reich der Wissenschaften, verwaltet Bibliotheken,
	        
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