Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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aber ich möchte wohl etwas deutlicher wissen, warum eine er 
schaffene Substanz eine solche Kraft nicht haben soll, denn ohne 
diese würde ich sie lieber für gar keine Substanz halten; die Na 
tur der Substanz besteht nämlich meiner Ansicht nach in jener 
strebenden Kraft von bestimmter Richtung, woraus die Erschei 
nungen in gesetzmäßiger Reihenfolge hervorgehen: diese Kraft hat 
sie ursprünglich empfangen, und sie wird ihr erhalten durch den 
Urheber der Dinge, von dem alle wirklichen Kräfte oder Voll 
kommenheiten durch eine Art fortdauernder Schöpfung ausgehen 
(de qui toutes les rdalites ou perfections emanent par une 
maniere de crdation continuelle) *).“ 
Wenn nun die wirkliche Welt die beste ist, wie verträgt sich 
damit das Uebel in der Welt? Wenn diese beste Welt und was 
in ihr geschieht, von Gott prädestinirt worden, wie verträgt sich 
damit die Autonomie und Freiheit in der Welt und vor Allem 
im Menschen? In dem thatsächlichen Uebel die beste Welt, in 
der thatsächlichen Autonomie und Freiheit des Menschen die gött 
liche Prädestination zu rechtfertigen: das ist die eigentliche Auf 
gabe der Theodicee. 
IV. 
Theodicee. 
1. Einwürfe gegen die beste Welt. (Bayle). 
Einer solchen Rechtfertigung bedarf freilich die Theorie der 
besten Welt, denn ihr Begriff enthält Bestimmungen in sich, die, 
wie es scheint, einander widersprechen und dadurch den Begriff selbst 
zu nichte machen. Die beste Welt, welche die wirkliche ist, soll 
zugleich Schöpfung und Natur sein. In der Schöpfung geschieht 
nach dem ewigen Endzwecke des Guten das Beste; in der Natur 
*) Lettre a Mr. Bayle. 1702. Op. ph.il. pg. 101. 
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