Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

688 
Zu eben demselben Ziele führt uns der Begriff Gottes, wenn 
wir ihn richtig erwägen. Gott ist die allesvermögende Kraft, 
die mit Verstand und Willen, die nach Weisheit und Güte, also 
nach einer der Weisheit conformen Güte d. h. nach Gerech 
tigkeit handelt. Das göttliche Handeln ist schöpferisch. Die 
göttliche Schöpfung ist eine That der Gerechtigkeit. Die Gerech 
tigkeit entscheidet stets nach dem größten Rechte. Darum schafft 
Gott diejenige Welt, die, geschaffen zu werden, das größte Recht 
oder den meisten Anspruch hat, d. h. unter allen möglichen Wel 
ten die beste. Der letzte Grund für die beste Verfassung dieser 
Welt liegt darin, daß sie die wirkliche ist. Was wirklich ist, das 
muß von Gott gewählt, geschaffen und darum unter allem Mög 
lichen das Beste sein. Alle Einwände gegen den Optimismus 
will Leibniz mit der bloßen Thatsache der Welteristenz nieder 
geschlagen haben. „Man muß," sagt er, „mit mir ab effectu 
urtheilen: weil Gott diese Welt, so wie sie ist, gewählt hat, 
darum ist sie die beste*)." 
2. Dir vorherbestimmte Harmonie. 
Unter dem metaphysischen Gesichtspunkte begriffen wir die 
Weltordnung als eine nothwendige Folge der Monaden, welche 
die Elemente des Universums ausmachten. Die Monaden waren 
gleichartige Kräfte, die bei ihrer unendlichen (individuellen) Ver 
schiedenheit ein continuirliches Stufenreich oder eine harmonische 
Ordnung bilden mußten. Unter dem theologischen Gesichtspunkt 
erscheint uns diese harmonisch geordnete Welt als die beste. Die 
beste Welt ist eben diejenige, in welcher alle Dinge vollkommen 
mit einander übereinstimmen. Da nun die wirkliche Welt eine 
*) Vgl. Pbeodioee. Part I. Nr. 7 —10. Op. phil pg. 506. 
Principes de la nat. et de la gr. Nr. 7 —10. pg. 716,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.