Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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die Trennung zwischen Gott und Welt, die Einschränkung der 
rationalen Erkenntniß, das Geltenlaffen eines Irrationalen. An 
ders aber erscheint die Offenbarungsweise des überweltlichen Got 
tes im reinen Deismus, anders in den theistischen Vorstellungen 
der positiven Religionen. Und dieser Unterschied ist so mächtig 
und durchgreifend, daß sich hier der reine Deismus den positiven 
Religionen, vor allem der christlichen, feindlicher entgegensetzt, 
als selbst der weniger entwickelte Pantheismus nöthig hat. Nach 
den Begriffen nämlich des reinen Deismus offenbart sich der 
überweltliche (übernatürliche) Gott im Universum, niemals aus 
schließlich in einem einzelnen Wesen. Es ist nach deistischen Be 
griffen unmöglich, daß jemals das vollkommenste Wesen beschränkt 
und unvollkommen, jemals ein beschränktes und unvollkommenes 
Wesen dem vollkommensten gleich wird. Der Mensch kann nie 
Gott, Gott kann nie Mensch werden; die Apotheose ist ebenso 
unmöglich als die Jncarnation. Setzen wir nun, daß die Ver 
götterung natürlicher Individuen das Wesen der heidnischen My 
thologie, die Menschwerdung Gottes den Mittelpunkt der christ 
lichen Offenbarung ausmacht: so leuchtet ein, daß der Deismus 
dem Heidenthum wie dem Christenthum, der Mythologie wie 
dem höchsten Offenbarungsglauben gerade im Wesen der Sache 
auf das Aeußerste widerstreitet. Die Menschwerdung Gottes, 
hatte Spinoza erklärt, erscheine ihm wie die Quadratur des 
Kreises. Gott wird Mensch heißt in diesem Verstände: die Sub 
stanz wird Modus, was ebenso unmöglich erscheint, als wenn 
ein Kreis die Natur des Quadrates annehmen wollte. Aehnlich 
muß der reine Deismus urtheilen. Gott wird Mensch heißt in 
seinem Verstände: die höchste Monade wird eine niedere, das 
vollkommene Wesen ein unvollkommenes; Gott, seinem Wesen 
nach schrankenlos, immateriell und darum kein Individuum, wird
	        
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