Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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II. Deismus. 
1. Die W elt als Offenbarung Gottes. 
Wir müssen zuvörderst den gewöhnlich schwankenden Be 
griff des Deismus genau feststellen. Deismus ist ein bestimmter 
Theismus. Es ist der Theismus der natürlichen Theologie und 
als solcher zu unterscheiden sowohl von dem Pantheismus als von 
dem Theismus der geoffenbarten und positiven Religionen. Der 
Deismus ist die natürliche Erkenntniß Gottes, d. h. er lehrt einen 
Gott, dessen Offenbarung Natur und Welt im Ganzen aus 
machen. In dem Begriff einer von Gott geordneten Welt, einer 
göttlichen Weltordnung stimmt daher der Deismus mit dem 
Pantheismus überein. In beiden ist Gott oräo oräiimus. Al 
lein während der Pantheismus die Weltordnung gleich setzt dem 
göttlichen Wesen, so behauptet der Deismus einen solchen Un 
terschied beider, daß jenseits und über der Welt Gott als das 
höchste Wesen, als der persönliche Welturheber, als die all 
umfassende Weltursache stehen bleibt. Zwischen Gott und Welt 
ist daher im Deismus keine wesentliche Einheit, sondern ein Ver 
hältniß, ähnlich dem des Künstlers zu seinem Werke. Der 
Künstler ist die eminente Ursache des Kunstwerkes, d. h. er enthält 
mehr in sich, als dieses offenbart. So enthält Gott mehr in sich, 
als die Welt offenbart, und er hätte, wenn es sich bloß um seine 
Macht oder um sein metaphysisches Wesen handelte, auch eine 
andere Welt schaffen können als die unsrige. Die Macht Gottes 
übersteigt alle Natur und alle natürliche Erkenntniß: darum muß 
der Deismus ein Irrationales in Gott behaupten, das ihn zwar 
nicht weiter kümmert, aber seinen Rationalismus schließlich dem 
Supranaturalismus geneigt macht. Was den Deismus vom 
Pantheismus unterscheidet, eben dies macht ihn zum Theismus:
	        
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