Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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ins Werk zu setzen. Er creirt eine dieser Wetten, um sie wirklich zu 
machen. Erst dadurch wird die Schöpfung Creation, erst dadurch 
wird das göttliche Werk Schöpfung im engern Sinne, während 
es sonst nur eine metaphysische oder logische Folge d. h. eine 
willenlose Production wäre. Indessen wählt der Wille nicht jede 
beliebige Idee, sondern in allen Fällen die annehmlichste. Der 
menschliche Wille wählt die überwiegende Neigung, er bethätigt 
unter allen determinirenden Vorstellungen diejenige, die ihm am 
nützlichsten, der menschlichen Natur am förderlichsten, der Ver 
nunft am conformsten erscheint. Denn das Nützliche, wenn es 
klar gedacht wird, ist das Gemeinnützliche und dieses das Vernunft 
gemäße. So wählt der göttliche Wille unter den idealen Mög 
lichkeiten oder unter den möglichen Wetten diejenige, die der gött 
lichen Vernunft als die nützlichste und beste erscheint, die mithin 
unter allen denkbaren Welten auch an und für sich wirklich die 
beste und glücklichste ist. Der göttliche Wille wählt und schafft 
mithin nach dem Grundsätze des Besten (selon le principe du 
meilleur). Der Wille handelt moralisch, weil er wählt; er han 
delt nothwendig, weil seine Wahl geleitet wird durch die höchste 
Einsicht, kraft deren der Wille nicht anders kann, als das Beste 
wählen. Darum ist das Gesetz des göttlichen Willens die mora 
lische Nothwendigkeit: sie bildet zugleich den letzten Er 
klärungsgrund der Schöpfung und ist in diesem Sinne das 
oberste Weltprincip. Wäre die Schöpfung im metaphysischen 
oder logischen Verstände nothwendig, so müßte Gott Alles schaf 
fen, was seine allmächtige Kraft vermag, sein allwissender Ver 
stand denkt; er müßte alle ideale Möglichkeiten zur Wirklichkeit 
machen. Aber er verwirklicht davon nur, was er will; er will 
nur, was er wählt, und er wählt nach dem ewigen Gesetze sei 
nes Willens das B e st e. Das ist die moralische Nothwendigkeit
	        
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