Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

Weltgenusse vereinigen. Und Leibniz verstand diese große Kunst 
des Lebens. Alles menschliche Wissen richtete er vereinigt auf die 
Erkenntniß der ewigen Wahrheit. Ohne diese ernste Beziehung 
galt ihm der Wissensreichthum für ein vergängliches Gut von sehr 
beschränktem Werthe. Alle Welterfahrung, Weltkenntniß und 
Büchergelehrsamkeit, wenn sie nicht durchdrungen ist vom Geiste 
der Philosophie, verglich Leibniz vortrefflich mit einer Beschrei 
bung der Stadt London, die nur so lange nützt, als man sich 
darin aufhält. Das menschliche Leben zu veredeln, galt ihm als 
der höchste Zweck der Wissenschaft und der Kunst. Er begriff die 
ernste Bedeutung des Theaters und der Komödie. Als in Paris , 
am Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein heftiger Kampf von 
Seiten der Theologen gegen die Bühne geführt wurde, weil ein 
Theatiner die Schauspieler zu den Sacramenten zulassen wollte, ver 
theidigte Leibniz die Künstler in einem beißenden Epigramm, wel 
ches den „ckoetöurs antieomöälöns" gewidmet war. „Wißt ihr 
wohl," ruft er den Zeloten zu, „daß in unserm Jahrhundert ein 
Moliöre.so gut als ihr die Menschen erbauen darf? Das Laster 
fühlt den scharfen Spott des Dichters und geht in sich. Um 
Frankreich zu reformiren, braucht man entweder die Komödie 
oder — die Dragonaden!" 
5. Eigennützige Regungen. 
Aber das Große in der Welt ist nie ohne das Kleine, am 
wenigsten in der menschlichen Individualität, und gerade in der 
charaktervollen Eigenthümlichkeit sind die hervorragenden Tugen 
den stets von den verwandten Schwächen begleitet. Wir wollen 
diese Schattenseiten in dem Charakterbilde unseres Philosophen 
nicht übersehen. Jener großartige Eigennutz, der unseren Leib 
niz in seinem freien und erfinderischen Bildungsgänge leitet, der
	        
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