Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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4. Gemüthsheiterkeit. 
Indessen jenes tragische Moment wiegt in dem Leben von 
Leibniz nicht schwer. Es trat zu spät ein, um den durch eine 
glückliche und reiche Welterfahrung gereiften Charakter zu verstim 
men oder gar zu verbittern. Die Harmonie der Weltordnung, 
dieser innerste Gedanke seines Systems und seines Lebens, war 
ihm stets gegenwärtig; er wußte, daß die peinlichen Widersprüche, 
die uns im Augenblicke beunruhigen, Nichts sind als vorüberge 
hende Mißtöne, welche den großen Einklang der Dinge nicht stö 
ren. Er liebte überhaupt die tragischen Conflicte nicht. Seine 
Weltanschauung war dem Geiste des Humors verwandt, denn 
sie war glücklich, und eine glückliche Ruhe bildete den Grundton 
seiner Gemüthsstimmung. Er begriff in dem Zusammenhange 
der Dinge eine ewige Nothwendigkeit, und seine Empsindungs- 
weise stimmte mit diesem Begriffe überein. Das ist ein Charakter 
zug des ächten Weisen, den er mit Spinoza gemein hat. Aber 
das Weltgesetz offenbarte sich seinem Geiste nicht in der ewigen 
Vernichtung, sondern in der ewigen Erhaltung der Dinge; die 
Weltordnung bestand nach seinem eigenen schönen Ausdruck in 
einer „glücklichen, heitern Nothwendigkeit", weil sie den Einzel 
wesen das freie Spiel ihrer Kräfte und das frohe Selbstgefühl 
ihres Daseins gönnt und einräumt. Ihm erschien die Nothwen 
digkeit „mit Grazie umzogen", sie glich der neidlosen Gottheit, 
während sie bei Spinoza, um im Bilde zu bleiben, das Ansehen 
des neidischen Schicksals hatte, welches alle Dinge gleichmäßig 
vernichtet. Dieser Anblick nun einer glücklichen Weltordnung, 
welche dem Menschen Genüge leistet, mußte die Seele des Philo 
sophen zugleich erheben und erheitern. Er durfte den Ernst der 
Weisheit mit einem zufriedenen Selbstgefühle und einem heitern
	        
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