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liehe Satz bildet die gemeinsame Formel für das Princip der
Causalität und Teleologie*). Hierbei müssen wir die Grenzen
zwischen Physik und Theologie wohl in Acht nehmen, um nicht
zu früh einer scholastischen Naturerklärung den Weg in die leib-
nizische Philosophie zu öffnen. Denn die letztere ist nicht gemeint,
der Theologie eine ungebührliche Herrschaft über die Physik ein
zuräumen. Die Endursache, welche in der höchsten Form den
Gottesbegriff selbst ausmacht, will der Naturwissenschaft die Mit
telursachen, die Erklärung xor causas efficientes, weder ersparen
noch verkürzen: die Physik soll durch die Theologie nicht beein
trächtigt, sondern nur ergänzt werden, und die Theologie tritt
erst dann in ihre Rechte, wenn zur Erklärung der Natur alle
Mittel der Physik nicht mehr zureichen. Sie fängt da an, wo
die Physik aufhört.
Wenn sich nun auf den Satz der Causalität alle Erfahrungs
wahrheiten gründen: wie verhält sich dieses Princip aller Erfah
rung zu der Erfahrung selbst? Das Material oder der Stoff
aller unserer Erfahrungen besteht in den Thatsachen der Natur
und Wirklichkeit. Damit aber aus diesem Stoff wirkliche Er
fahrung und Wissenschaft hervorgehe, müssen die Thatsachen be
urtheilt und verknüpft werden. Sie werden verknüpft durch den
Begriff der Causalität, und dieser Begriff wird mithin nicht durch
die Erfahrung gemacht, sondern er selbst macht vielmehr die Er
fahrung. Der Causalitätsbegriff ist ein Princip, welches aller
Erfahrung vorangeht und unserm Geiste ursprünglich inwohnt.
Die Erfahrung selbst ist die Thätigkeit jenes Begriffs und ver
hält sich zu ihm, wie die Function zum Organ. In allen Er
fahrungen, die wir machen, denken wir nach jenem Princip,
*) Siehe oben Cap. III. und IV. dieses Buchs. S. 371 flgd.
S. 398 flgd.
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