Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Gedanken der Weltharmonie; durch den Begriff der unendlich 
kleinen Differenzen erklärt er die harmonische Weltordnung. In 
der Einleitung zu den neuen Versuchen über den menschlichen 
Verstand heißt es wörtlich: „diese kleinen Vorstellungen sind von 
einer weit größern Bedeutung, als man meint. Ja man darf 
sagen, daß kraft dieser kleinen Vorstellungen die Gegenwart er 
füllt ist von der Zukunft und getragen von der Vergangenheit; 
daß Alles mit einander übereinstimmt (orunvoia narret, wie 
sich Hippokrates ausdrückte), und daß in dem kleinsten Wesen 
ein göttlicher Verstand die ganze Reihenfolge der Dinge im Uni 
versum lesen könnte." „Diese unmerklichen Vorstellun 
gen sind die Bedingung, wodurch ich jene bewunde 
rungswürdige vorherbestimmte Harmonie zwischen 
Seele und Körper und überhaupt zwischen allen 
Monaden oder einfachen Substanzen erkläre*)." 
Ich finde keine Stelle, welche deutlicher zeigt, wie Leibniz 
die sogenannte vorherbestimmte Harmonie aus dem Wesen der 
Monaden selbst d. h. aus natürlichen Bedingungen vollkommen 
erklärt haben will. Nämlich er will sie erklärt haben aus den 
kleinen Vorstellungen d. h. aus den unendlich kleinen Differenzen 
*) Les petites perceptions sont donc de plus grande 
efficace, qu’on ne pense. -— On peut meme dire, qu’en con- 
sequence de ces petites perceptions le present est pleiu de Ta- 
venir et Charge du passe, que tout est conspirant (evfiTtvoin 
ndtvrct comme disait Hippocrate), et que dans la moindre des 
substances des yeux aussi per<;ans, que ceux de Dieu, pour- 
raient lire toute la suite des ehoses de funivers. 
C’est aussi par les perceptions insensibles que j’explique 
cette admirable harmonie preetablie de Tarne et du cörps et 
meSme de toutes les monades ou substances simples. Nouv. ess, 
Avant-propos. Op. phil. pg. 197, 198.
	        
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