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des Philosophen selbst unmittelbar berühren. In einer sehr be-
merkenswerthen Stelle seiner Abhandlung über das Wesen der
Natur sagt Leibniz: „der Verkehr der Substanzen oder Monaden
entsteht nicht durch eine gegenseitige physische Einwirkung, sondern .
durch eine Uebereinstimmung, die von einer göttlichen Prä
formation herrührt; jede einzelne Monade stimmt mit allen
andern überein, indem sic der eingebornen Kraft und den Gesetzen
ihrer eigenen Natur folgt, und eben hierin besteht zugleich die
Vereinigung von Seele und Körper *)."
Das Naturgesetz der Harmonie läßt sich im Geiste der leib-
nizischen Lehre am einfachsten so erklären, daß in ihm die zusam
menfassende Einheit der Analogie und Continuität begriffen wird.
Es folgt aus jenen beiden Gesetzen, indem es dieselben vereinigt.
Das System der Harmonie begreift die Welt als ein vollkomme
nes Stufenreich vorstellender Kräfte oder mikrokosmischcr Indivi
duen. Daß alle Dinge Monaden oder vorstellende Kräfte sind,
erklärt das Gesetz der Analogie. Daß diese Kräfte ein vollkom
menes Stufenreich bilden, erklärt das Gesetz der Continuität.
Und bis Harmonie vereinigt beide, indem sie diese continuirliche
Reihenfolge analoger Wesen bezeichnet: eine Weltordnung, wel-
*) Commercium scilicet substaiitiarum sive monadum oriri
non per intluxum, sed per consensum ortnm acliyina prae
form atio ne; unoquoque, dum suae naturae vim insitam le-
gesque sequitur, ad extranea accommodato, in quo etiam unio
animae corporisque consistit. De ipsa natura etc, Nrj 10. Op.
pliil. pg. 157. Wenn in dieser Stelle, wie in vielen andern, aus
der Weltharmonie das Verhältniß von Seele und Körper erklärt wird,
so bemerke man wohl, daß unter Seele und Körper hier nicht die Mo
mente der einfachen Monade, sondern verschiedene Monaden verstanden
werden müssen, die sich, wie in den höhern Organismen, als Seele
und Körper zu einander verhalten. Vgl. oben Cap. VII. S. 482flgd.