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zelnen Monade unmittelbar ein beseelter Körper oder die Einheit von
Seele und Körper gegeben war, die deßhalb keiner besondern Schö
pfung bedurfte, so ist mit den Monaden unmittelbar die Harmonie
aller gegeben? Warum? Aus den Monaden folgt, daß sie ana
loge Wesen sein müssen. Daraus folgt, daß sie nur graduell
verschieden sein können, oder, was dasselbe heißt, daß sie ein
Stufenreich bilden. Aus ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit folgt,
daß es in jenem Stufenreiche keine Lücken giebt, daß sich die Mo
naden in unendlich kleinen Differenzen abstufen oder in einer con-
tinuirlichen Stufenreihe fortschreiten. Und eben darin besteht
ihre Harmonie. Also liegt der letzte Grund der Weltharmonie
darin, daß jede Monade eine eigenthümliche Individualität aus
macht, eine bestimmte Stufe der Weltordnung einnimmt; und
der letzte Grund dieser eigenthümlichen Individualität liegt in ih
rer Anlage. Wie in den Anlagen jeder einzelnen Monade die
gesammte Individualität präformirt ist, so in der Anlage aller
die gesammte Weltordnung oder die Weltharmonie. Sie ist in
dem ursprünglichen Wcltzustande d. h. in den Monaden präfor
mirt. Sind nun die Monaden selbst göttlichen Ursprungs (eine
Frage, die uns jetzt noch nicht berührt), so gilt dasselbe von ihrer
Ordnung oder Harmonie. Was in der Natur präformirt ist,
das ist durch Gott „prästabilirt". Ist die Natur eine gött
liche Schöpfung, so sind ihre Präformationen göttliche Willens
acte oder Norherbestimmungen. Unter dem metaphysischen Ge
sichtspunkte erscheint die Weltharmonie als eine Präformation
der Natur; unter dem theologischen als eine Vorherbestimmung
Gottes, und wenn die leibnizische Philosophie von der Welt zu
Gott den wohlbegründeten Uebergang findet, so verwandelt sich
hier mit gutem Grunde die präformirtc Harmonie in eine prästa-
bilirte. Es scheint, daß sich diese beiden Begriffe im Verstände