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Nun ist das herrschende, positive Christenthum in die Gegen
sätze der Kirchen und Bekenntnisse getheilt. Der römisch-katho
lischen Kirche steht der Protestantismus entgegen, und dieser selbst
zerfällt wieder in die Bekenntnißgegcnsätze der Lutherischen und
Reformirten. Das harmonistische Streben, welches Leibnizens
geistige Persönlichkeit durchdringt und das wir so eben auf den
philosophischen Gebieten kennen gelernt haben, setzt sich fort auf
den praktischen Gebieten der Kirche und Religion. Wir sehen
ihn Jahre lang eifrig bemüht, die großen kirchlichen Parteien zu
vereinigen und die Bedingungen zu finden, unter denen sich eine
umfassende kirchliche Gesammtheit Herstellen läßt, ohne die inne
ren Glaubenseigenthümlichkeiten zu vertilgen. Innerhalb der
europäischen Christenheit, insbesondere der deutschen, arbeitet
Leibniz für die Wiedervereinigung der katholischen und protestan
tischen Kirche; innerhalb der letzteren arbeitet er für die Vereini
gung der lutherischen und reformirten. Seine Ziele sind erst die
Reunion der beiden großen durch den Protestantismus getrenn
ten Kirchengebiete, dann die Union der in sich gespaltenen evan
gelischen Kirche. Die Reunion bedeutet die allgemeine christliche
Kirche, die alle berechtigten Glaubensformen in sich vereinigt;
die Union bedeutet die allgemeine evangelische Kirche. So ist es
überall die universelle, umfassende, den Zwiespalt in sich aus
gleichende Kirche, die Leibniz im Sinn hat und aus dem gege
benen Material geschichtlicher Gegensätze, die ihm vorliegen, ver
wirklichen möchte.
Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen in der
Philosophie, Vereinigung zwischen Philosophie und Religion,
Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen innerhalb der
Religion, innerhalb der christlichen Kirche (des Katholicismus
und Protestantismus), Vereinigung der entgegengesetzten Grund