Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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verschiedener Zustände. Von jeder Entwicklung gilt daher als die 
erste und einfachste Bestimmung, daß sie Veränderung ist und 
zwar eine solche Veränderung, in welcher die Zustände nicht bloß 
auf einander folgen, sondern jeder aus dem nächst früheren her 
vorgeht , so daß von dem einen zum andern kein Sprung, son 
dern ein allmählicher, vermittelter Uebergang stattfindet. In 
diesem Fortgange giebt es weder Stillstand noch Sprünge: er 
bildet daher eine beständige und ununterbrochene, also stetige 
oder continuirliche Veränderung. Aber auch damit ist der 
Begriff der Entwicklung noch nicht erschöpft, denn es giebt Ver 
änderungen, die wohl stetig sind und doch keine Entwicklung aus 
machen, wie z. B. der beständige Wechsel der Tages- und Jahres 
zeiten. Hier verändern sich nur gewisse Beschaffenheiten, wie 
Licht und Schatten, Wärme und Kälte; in einer Entwicklung 
dagegen verändert sich nicht bloß eine Beschaffenheit, sondern ein 
Individuum. Entwicklung ist daher die stetige Ver 
änderung eines Individuums. Soll der Begriff der 
Entwicklung durch den der Veränderung ausgedrückt werden, 
so müssen wir diese Veränderung näher so bestimmen, daß sie in 
ihrem Verlaufe continuirlich, in ihrem Charakter individuell ist. 
Die Veränderung erklärt nur, daß Etwas ein Anderes wird 
(changement). Die continuirliche Veränderung giebt die nähere 
Erklärung, daß dieses Anderswerden einen stetigen, ununterbroche 
nen Proceß ausmacht oder daß in keinem Momente die Verände 
rung aufhört (changement; continuel). Endlich die Entwick 
lung erklärt, daß dieser stetige Proceß der Veränderung in einem 
lebendigen Wesen oder einem Individuum stattfindet, daß alle 
ihre verschiedenen Zustände aus der Natur dieses Individuums als 
aus ihrer innern und einmüthigen Ursache folgen, daß die Ver 
änderung mithin nach eigener Gesetzmäßigkeit geschieht und daß
	        
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