Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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schied bezeichnen zwischen den leibnizischen und den herkömmlichen, 
namentlich theologischen Unsterblichkeitsbegriffen: diese erklären 
das Individuum für unsterblich, obgleich es stirbt; die Monaden 
lehre dagegen erklärt es für unsterblich, weil es nicht stirbt. 
Dort gilt die Unsterblichkeit als eine Ausnahme von den Natur 
gesetzen, hier als eine nothwendige Folge derselben: Leibniz be 
hauptet eine natürliche Unsterblichkeit, weil er den natürlichen 
Tod leugnet nach jenem Worte, welches ein römischer Dichter 
dem Pythagoras in den Mund legt „morte carent animaedie 
andern lehren eine moralische Unsterblichkeit trotz des natürlichen 
Todes, den sie als eine zweifellose Thatsache voraussetzen. In der 
gewöhnlichen Vorstellungsweise wird die Unsterblichkeit als ein 
Vorzug des Menschen betrachtet, während sie Leibniz jedem le 
bendigen Körper zuschreibt. Nur sofern der Mensch sich von den 
andern Wesen der Natur unterscheidet, ist auch seine Unsterblich 
keit von der bloß animalischen unterschieden. Diesen Unterschied 
übersieht Leibniz so wenig, daß er ihn vielmehr in seinen Un 
sterblichkeitsbegriffen immer ausdrücklich hervorhebt. Da nämlich 
die menschliche Seele sich ihrer selbst bewußt ist und das Vermö 
gen in sich schließt, nach bewußten Absichten zu handeln, so ist 
das menschliche Individuum im Unterschiede von dem thierischen 
eine Person oder ein moralisches Wesens. Die natürliche Un 
sterblichkeit des menschlichen Individuums ist darum zugleich eine 
persönliche oder moralische Unsterblichkeit: jene geht nur auf das 
Individuum, diese auf die Person. Als Individuum ist der 
Mensch unsterblich, wie das Thier und wie jeder andere lebendige 
Körper; als Person ist er es in einem höhern Sinne. So kommt 
*) Nempe animae semper manent substantiae, mentes 
vero semper personae. hjp. ad Er. Hoffmannum. Op. phil. 
pg. 161.
	        
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