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ober Seelenwanberung: es giebt auch keine völlig abgesonberten
Seelen noch körperlose Genien." „Daher sinbet sich im strengen
Sinne bes Worts weber eine vollstänbige Zeugung (generation
entiere) noch ein vollkommener Tob (wort parfaite), ber in
einer Trennung bes Körpers von ber Seele bestehen würbe. Was
wir Erzeugungen nennen, bas sinb Entwicklungen unb Vermeh
rungen; was wir Tob nennen, bas sinb Verpuppungen unb
Verminberungen *)."
Unb in Uebereinstimmung mit biesen Begriffen erklärt Leib-
niz in seinem neuen System ber Natur, jenem ersten wissen
schaftlichen Grunbriß seiner Philosophie: „es giebt keine Seelen-
wanberung; hier kommen mir bie Swammerbam, Malpighi,
Leeuwenhoek, bie vortrefflichsten Naturforscher unseres Zeitalters,
mit ihrer Transformationstheorie zu Hülfe unb unterstützen meine
Behauptung, baß bie Thiere unb alle lebenbige Wesen ihr Da
sein nicht beginnen, wann wir meinen; baß vielmehr ihre sicht
bare Entstehung nur eine Entwicklung ober eine Art Vermehrung
ist." „Unb weil es keine erste Geburt, keine völlig neue Erzeu
gung bes Jnbivibuums giebt, so folgt, baß auch keine letzte Auf
lösung, kein völliger Tob im strengen Sinne bes Worts, also
statt ber Seelenwanberung nur bie Umwanblung eines unb bessel-
ben Jnbivibuums stattsinbet, je nachbem bie Organe verschieben
entfaltet unb mehr ober weniger entwickelt sinb." „Ich habe mit
*) Monadologie. 3STr. 72, 73. Op. phil. pg. 711. — La
wort, comme la generation, n’est que la transformati o n
du mene animal, qui est tantot augmente et tantot dimi-
nue'. Consid. sur le pr. de vie. pg. 431. — Nee aliud esse
mortem, quam inyoluti onem diminutivam, quemadmo-
dum generationem esse evolutionem augmentativam,
jam multis viris doetis placet. Ep. de reb. phil. ad Hoffman-
num. pg. 161. Comm. de anima brutorum. Nr. XL pg. 464.