Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Rücksicht als reine Maschine. Daher leuchtet ein, daß die kör 
perlichen Acte der Entwicklung auf eine doppelte Weise erklärt 
werden müssen: als körperliche Acte (Bewegungen) gehorchen sie 
der Natur des Körpers und müssen mechanisch d. h. „xer ermsus 
efficientes“ erklärt werden; als Entwicklungsacte gehorchen sie der 
Natur der Seele, verfolgen sie den Zweck, der die ganze Entwicklung 
beherrscht, und müssen mithin teleologisch d. h. „per euusus fina- 
les“ erklärt werden. Ich mache an einem Beispiele anschaulich, 
wie die körperliche Thätigkeit des Individuums als ein nothwendiges 
Mittel in dessen Entwicklung gehört und Zwecke erfüllt, wenn sie 
auch nicht durch Zwecke geschieht. Daß Cäsar den Rubicon überschrei 
tet, macht den entscheidenden Wendepunkt seines Lebens. Niemand 
wird leugnen, daß dieses Leben eine Entwicklung ist, worin sich die 
Seele eines großen Menschen verwirklicht: ohne die Anlagen dieser 
Seele sind die Zwecke Cäsars, ohne diese Zwecke sein ganzes Leben 
nicht zu erklären, am wenigsten der Moment, wo er an der Spitze 
des Heeres die Grenze Italiens überschreitet. Roms Herrschaft zu 
gewinnen ist der Zweck, der i» diesem Augenblick seine Seele er 
füllt, den sich Cäsar hier auf das lebhafteste vorstellt, und wie er 
ihn entschlossen ergriffen hat, so wirft er sich mit dem Ausrufe der 
Entscheidung in den Strom. Dieser Zweck, sageich, der eins 
ist mit der Seele Cäsars, bildet die Endursache, weßhalb er über 
den Rubicon schwimmt. Aber während er schwimmt, ist seine 
Thätigkeit rein mechanisch, und wenn sein Körper nicht die zum 
Mechanismus des Schwimmens geschickte Maschine wäre, so wür 
den ihm alle Zwecke der Weltherrschaft nichts helfen; er müßte 
nach dem Gesetze der Schwere untersinken. In diesem Augen 
blick ist der Welteroberer ein schwimmender Körper, der nach 
mechanischen Gesetzen handelt und, wenn wir ihn zum Object 
einer physikalischen Erklärung nehmen, nach mechanischen Ge-
	        
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