Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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merke doch, daß in einem ganz andern Sinne Gott Schöpfer der 
Monaden ist, in einem ganz andern Schöpfer der in jeder Mo 
nade enthaltenen Harmonie von Seele und Körper. Die Welt 
schöpfung nämlich (vorausgesetzt, daß es eine solche giebt» ist be 
dingt durch eine moralische Nothwendigkeit; das Verhältniß von 
Seele und Körper durch eine metaphysische. Moralisch nothwen 
dig ist, was aus dem Willen der Vernunft, — metaphysisch 
nothwendig dagegen, was aus dem Wesen der Dinge folgt. Es 
möge von dem Willen Gottes abhängen, daß überhaupt Dinge 
existiren, aber wenn sie existiren, so müssen die Dinge Monaden, 
so müssen die Monaden beseelte Körper oder lebendige Maschinen 
sein. So kommt es zuletzt auf den Willen des Mathematikers 
an, ob er ein Dreieck conftruirt, ober wenn das Dreieck gegeben 
ist, so muß es einen Raum einnehmen, so muß dieser begrenzte 
Raum drei Seiten haben, und in diesem so begrenzten Raume 
müssen allemal die Winkel gleich sein zwei Rechten. Daß es 
Dreiecke giebt, davon möge der Grund in der Handlung des 
Mathematikers gesucht werden; daß aber die Dreiecke so und nicht 
anders beschaffen sind, davon liegt der Grund allein in ihrem 
Wesen. So liegt es im Wesen der Monade, einen beseelten (har 
monisch getheilten und bewegten) Körper zu bilden; wenn also 
Gott die Monade erschafft oder in Existenz setzt, so existirt kraft 
der Monade der beseelte Körper, der mithin nicht nöthig hat, 
durch eine göttliche Kraft besonders gemacht zu werden. Oder 
es wäre ebenso überflüssig und vernunftwidrig, als wenn der 
Mathematiker, nachdem er das Dreieck construirt hat, die Win 
kel desselben noch besonders zwei Rechten gleich machen müßte. 
Aus dem Wesen der Monade folgt, daß die Seele den Zweck 
(Form und Harmonie) des Körpers bildet. Nun ist der Zweck 
eines Körpers in allen Theilen und Bewegungen desselben gegen-
	        
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