Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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nicht die Seele der Axt, weil diese nicht das (lebendige) Subject, 
sondern nur das (todte) Instrument jener Handlung ist. So ist 
die Seele nicht der künstliche, sondern der von Natur dem Kör 
per eingepflanzte und in ihm lebendige Zweck: sie ist der Natur 
zweck jedes Körpers, die ihm eingeborne, zweckthätigc Kraft, die 
alle seine Theile, alle seine Bewegungen beherrscht und ordnet 
und aus diese Weise den Mechanismus in Organismus verwan 
delt. Die Seele bildet den natürlichen Zweck und darum die 
natürliche Form und Harmonie des Körpers. Wir dürfen mit 
hin den leibnizischen Begriff der Seele so erklären, daß er mit 
Aristoteles, Plato und Pythagoras übereinstimmt: nach Aristote 
les bildet die Seele den Naturzweck oder die Entelechie des Kör 
pers; nach Plato dessen Form oder Idee; nach Pythagoras dessen 
Maß oder Harmonie. Hier wird in Ansehung der leibnizischen 
Lehre der Unterschied sehr deutlich zwischen dem metaphysischen 
Begriff und dessen theologischer Erklärung. Wenn nämlich das 
Verhältniß von Seele und Körper durch Harmonie erklärt sein 
will, so muß im genauen Verstände des Systems gesagt werden, 
die Seele sei die Harmonie des Körpers, aber nicht, daß die 
Harmonie zwischen Seele und Körper, als ob sie verschiedene Sub 
stanzen wären, stattfinde. Die Harmonie, welche zwischen Seele 
und Körper stattfindet, ist vorherbestimmt und folgt aus einem 
übernatürlichen Grunde; die Harmonie, welche die Seele im 
Körper ausmacht, folgt aus der Natur jedes Individuums. Von 
dieser Harmonie ist also die Monade selbst die erste und unmit 
telbare Ursache, und nur sofern die Monaden durch Gott gesetzt 
und begründet werden, darf Gott als Schöpfer der in der Mo 
nade begründeten Harmonie gelten: er ist davon nicht die directe, 
sondern die indirecte, nicht die nächste, sondern die entfernte, 
nicht die unmittelbare, sondern die mittelbare Ursache. Man be-
	        
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