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die leibnizischc Philosophie befindet, kommt sehr viel darauf an,
welchen Charakter ein Schriftstück hat, ob den einer wissenschaft
lichen (objectiven) Abhandlung oder den einer brieflichen (persön
lichen, Erklärung. Bei einer wissenschaftlichen Abhandlung frägt
sich, ob sie den Begriff der Monade auf dem Wege der Jnduc-
tion oder Deduction darstellt, ob sie genetisch oder systematisch
verfährt; bei einem Briefe frägt sich, wem er gewidmet ist, an
welches Bewußtsein er sich wendet, mit welchen gegebenen Vor
stellungen er die Monadenlehre vermitteln möchte, ob mit ge
wissen philosophischen oder gewissen religiösen Meinungen.
Dabei urtheilen wir nach folgenden Gesichtspunkten. Ge
setzt (wie es sehr häufig der Fall ist), die Monade werde inducirt
oder aus bekannten Thatsachen abgeleitet, so müssen hier noth
wendig Begriffe und Erklärungen gegeben werden, die erst auf
dem Wege sind zum wahren Begriff der Monade und also noch
nicht auf der Höhe des Princips stehen, die nur bis auf Weiteres
gelten, die im Geiste ihres Autors selbst keine letzte, sondern nur
eine vorläufige Gültigkeit haben, die daher von uns nicht im ab
soluten, sondern im relativen Verstände genommen werden müs
sen. So gilt die „substantia completa“.
Erläuterungen haben nie den Werth von Grundsätzen, und
wenn sie diese in irgend einer Weise beeinträchtigen, so bilden sie
dagegen niemals endgültige Instanzen. So gilt die „harmonia
praestabilita“, angewendet auf das Verhältniß von Seele und
Körper. Was Erläuterungen überhaupt nicht vermögen, näm
lich Grundsätze zu stören, das vermögen noch weniger Beispiele
und Bilder.
Am wenigsten aber können die Grundsätze einer Philosophie
gefährdet werden durch eine Vorstellung, welche der Philosoph zu
Gunsten eines auswärtigen und fremden Dogmas einführt, als