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den, die leibnizische Philosophie ganz frei zu sprechen von jenen
Widersprüchen, in welche sich bei ihr der Begriff des Körpers zum
Theil verstrickt hat. Indessen dürfen uns die angeführten Ein
wände nicht hindern, das Verhältniß von Seele und Körper
streng nach den Grundsätzen der leibnizischen Metaphysik zu den
ken; denn diese Grundsätze liegen fester und sind, wie sich zeigen
wird, von höherem Werthe, als jene Zeugnisse, womit sie streiten.
II.
Das Verhältniß von Seele und Körper im Wider
spruch mit dem Begriff der Monade.
I. Erklärung aus L e i b n i z' L e h r a r t.
Man darf überhaupt nicht gleich jeden Satz oder Ausspruch
unseres Philosophen für ein fertiges Dogma ansehen; vielmehr
muß man genau beachten, in welchem didaktischen Verhältniß
dieser bestimmte Satz oder die Schrift, worin er sich findet, zu
der eigentlichen Grundlehre steht. Bei keinem Philosophen ist es
wichtiger, den didaktischen Zweck im Auge zu haben, als bei
Leibniz. So muß man unterscheiden, ob er in seiner Schrift
von dem vollständigen Begriffe der Monade ausgeht oder diesen
Begriff erst abzuleiten und auf dem Wege inductiver Darstellung
hervorzuheben und zu vervollständigen sucht. Gesetzt, daß die
Schrift davon ausgeht und daß ihr schon im Anfange das voll
ständige Princip der Monade feststeht, so muß unterschieden wer
den, ob der Philosoph diesen Begriff für sich streng und methodisch
entwickelt oder vielmehr die Absicht hat, denselben Andern deut
lich zu machen, zu erklären, zu erläutern, durch Beispiele zu
veranschaulichen, mit herrschenden Vorstellungen zu vermitteln.
Denn ein anderes ist die wissenschaftliche, ein anderes die pädago
gische Deutlichkeit. Bei der schriftlichen Verfassung, worin sich