Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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gesetzt sein läßt aus Seele und Körper (Form und Materie, en- 
teleclüa prima und materia prima), daß er sie in dieser Rück 
sicht „substantia completa“ zu nennen pflegt; daß er selbst das 
Verhältniß von Seele und Körper durch eine vorherbestimmte 
Harmonie erklärt; daß er so oft diese Hypothese gerade deßhalb 
rühmt, weil sie so geschickt sei, gerade dieses Verhältniß auseinander 
zusetzen und ein Problem aufzulösen, worum sich die Scholasti 
ker, Descartes und die Occasionalisten vergebens bemüht haben; 
daß er Seele und Körper als verschiedene Substanzen ansieht 
oder wenigstens so darstellt, indem er sie bald mit zwei Uhren 
vergleicht, die genau aus denselben Schlag gehen, bald mit dem 
Herrn und Diener, der als Automat eingerichtet ist, die Befehle 
des Herrn genau zu vollführen; zuletzt, daßLeibniz, um den 
Körper als solchen zur wirklichen Substanz zu machen, jenes 
„vinculum substantiale“ eingeführt habe, wodurch der Körper, 
statt Moment in der Monade zu sein, Substanz außer den Mo 
naden wird. 
In diesen drei Punkten, der „substantia completa“ , der 
„harmonia praestabilita“ und dem „vinculum substantiale“ 
giebt Leibniz dem Körper eine Bedeutung, welche dem ursprüng 
lichen Begriffe desselben widerstreitet, und zwar steigert sich mit 
jedem Punkte die Selbständigkeit des Körpers, der sich mit jedem 
Schritte weiter aus dem Reich und Gebiet der Monade entfernt. 
Die substantia completa erklärt: der Körper ist nicht Moment, 
sondern Theil der Monade; die harmonia praestabilita er 
klärt: der Körper ist nicht Theil der Monade, sondern selbst Mo 
nade oder Substanz; endlich das vinculum substantiale er 
klärt: der Körper ist überhaupt nicht Monade, sondern eine 
außer den Monaden befindliche materielle Substanz. 
Es soll nun keineswegs der vergebliche Versuch gemacht wer-
	        
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