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tet. Der Mensch nämlich wird hier keine Ausnahme machen dür
fen von allen übrigen Wesen; das Verhältniß, welches in jeder
Monade zwischen Seele und Körper stattfindet, eben dasselbe
wird auch für die menschliche Natur gelten müssen; die Psycho
logie empfängt das Gesetz, welches die Metaphysik feststellt. Mag
die menschliche Seele um so viel höher und der menschliche Kör
per um so viel vollkommener sein, als die andern Seelen und
Körper, so ist doch ohne Zweifel das Verhältniß zwischen Seele
und Körper in allen Wesen dasselbe. Für Descartes freilich war
dieses Verhältniß eine ausschließlich anthropologische Frage, weil
nach den Grundsätzen seiner Lehre nur die Geister Seelen sind
und also nur im Menschen von einer Seele überhaupt geredet wer
den kann. Dagegen für Leibniz ist diese Frage metaphysischer
Art, denn bei ihm sind alle Dinge Monaden, und jede Monade
ist zugleich Seele und Körper. Darum stellen wir an die Spitze
der folgenden Untersuchung den Grundsatz: so verschieden auch
die Seelen und Körper in den einzelnen Dingen sein mögen, das
Verhältniß von Seele und Körper ist in allen Dingen dasselbe.
2. Der richtige Gesichtspunkt.
Seele und Körper sind die beiden Kräfte, welche das Wesen
jeder Monade ausmachen. Wie nun jede Monade ein schlechthin
einfaches und untheilbares Wesen bildet, so müssen Seele und
Körper überall untrennbar vereinigt sein. Sie dürfen daher nie
mals betrachtet werden als trennbare oder von einander unab
hängige Wesen. Wären sie trennbar, so könnten sie nur durch
Zusammensetzung vereinigt werden, und ihre Einheit, die Monade,
müßte für eine zusammengesetzte (also theilbare) Substanz gelten.
Wären sie von einander unabhängig , so wären sie selbst Sub
stanzen , und es müßte zwischen Seele und Körper dasselbe Wer-