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Ideen ewige Formen sind, welche auf natürlichem Wege we
der entstehen noch vergehen. Dari» ist er mit Aristoteles einver
standen, daß seine Monaden gleich den Entelechien natürliche
Kräfte sind, welche die Dinge bewegen und gestalten. So ist
es der Begriff der Kraft, welcher nach allen Seiten die Eigen
thümlichkeit der leibnizischen Principien erleuchtet: in dem Be
griffe Kraft unterscheiden sich die leibnizischen Substanzen von
den gleichnamigen Begriffen Descartes' und Spinoza's; in demsel
ben Punkt unterscheiden sich die leibnizischen Formen von den
Ideen Plato's und den substantiellen Formen der Scholastiker.
III.
Die leibnizische Philosophie als Universalsystem.
Mit allen geschichtlichen Systemen verwandt, ist die leib
nizische Philosophie doch vollkommen eigenthümlich. Was ist das
Wesen der Dinge? Darauf antwortet sie mit dem Begriffe der
Substanz, wie Descartes und Spinoza. Was ist die Substanz?
Sie ist selbstthätige Kraft und besteht darum nicht in einem ein
zigen Wesen, sondern in einer zahllosen Fülle von Substanzen:
diese Entscheidung trifft den Spinozismus, und in dem Begriffe
vieler Substanzen verbindet sich Leibniz gegen das System der
All-Einheit mit Descartes. Was sind die vielen Substanzen?
Sie sind nicht entgegengesetzte, sondern einmüthige Wesen:
so verneint Leibniz die cartesianischcn Grundsätze und zugleich jede
im Dualismus von Geist und Materie befangene Philosophie; im
Begriffe der vielen, einmüthige» Substanzen verbindet er sich ge
gen die dualistischen Systeme mit den Atomisten. Was sind diese
Atome? Sie sind nicht materielle, sondern formelle Substanzen,
sie sind nicht ewige Stoffe, sondern ewige Formen: unter diesem
Gesichtspunkte widerlegt Leibniz die Atomisten und vereinigt sich