Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

337 
des eigenthümlichen Daseins auf dem Standpunkte der atomisti- 
schen Vorstellungsweise eine zufällige oder grundlose Thatsache. 
In den leibnizischen Substanzen dagegen ist mit der Kraft die 
Selbstthätigkeit, mit dieser die Selbstunterscheidung, also die 
eigenthümliche Bildung oder das Formprincip von Natur gege 
ben. Darin besteht zwischen ihm und den Atomisten der durch 
greifende Unterschied. 
2. Rehabilitation der antiken Philosophie. 
Wie von den Atomisten, so unterscheidet sich seine Lehre von 
der gesummten Corpuscularphilosophie und überhaupt von der 
materialistischen Erklärung der Dinge. Dieser gegenüber steht 
Leibniz auf Seiten der formalistischen Richtung. Formalistisch 
nämlich nennen wir diejenige Philosophie, die auf die Formen der 
Dinge gerichtet ist; die sich klar macht, daß diese so verschiedenen 
und gesetzmäßigen Formen unmöglich vom Spiele des Zufalls ab 
hängen können; daß sie zufällig wären, wenn die formlose Materie 
das erste und einzige Wesen der Dinge ausmachte; daß daher im 
Ursprünge der Dinge selbst mit der Materie zugleich deren For 
men begründet sein müssen. Wenn die Dinge durchgängig nach 
Form und Materie bestimmt sind, so erklärt die Corpuscularphilo 
sophie und der Materialismus überhaupt von den Dingen nur die 
eine materielle Seite; es ist daher eine höhere, ergänzende Phi 
losophie nöthig, welche auf die Formbildung der Natur ihr Nach 
denken richtet. Nun erwacht das Interesse an der Form überall 
und mit psychologischer Nothwendigkeit, sobald sich das mensch 
liche Bewußtsein über die stoffliche Betrachtung der Dinge erhebt. 
Diesen Aufschwung nimmt aus natürlichem Bedürfniß das künst 
lerische und religiöse Denken, die ästhetisch und moralisch bedingte 
Weltanschauung: darum wendet sich sowohl in der griechisch- 
Fischer, Geschichte der Philosophie II. — 2. Auflage. 22
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.