Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Theorien, welche die Einheit der Dinge nur als eine All-Ein 
heit zu denken verstehen. Wie später Jacobi den Spinozismus 
für den Typus gleichsam aller Philosophie nahm, so nimmt ihn 
Leibniz als die Grundformel aller pantheistischen Philosophie. 
Die Gottheit gilt hier als das All-Eine, wozu die einzelnen 
Dinge sich verhalten, um in den üblichen Bildern der Pantheisten 
zu reden, wie die Tropfen zum Ocean oder wie bei einer Pan 
flöte die verschiedenen Töne zu dem einen Luststrom, der das 
gesammte Flötenspiel durchdringt*). Gleichviel, wie dieses All- 
Eine gefaßt wird, ob als Natur oder Geist, ob mit Spinoza als 
die Substanz, die Alles bewirkt, oder mit Andern als die Welt 
seele (esprit universel), die Alles belebt und begeistet: immer 
müssen die einzelnen Dinge, Seelen, Geister (etres particuliers) 
angesehen werden nicht selbst als Substanzen, sondern als Modi 
der einen Substanz, nicht selbst als Ganze, sondern als Theile, 
nicht selbst als Gattungen, sondern nur als Gattungsexemplare. 
In diesen einzelnen Wesen ist nichts ewig und nichts selbständig. 
Nach dem Augenblick ihres flüchtigen Daseins kehren die Modi in 
die Substanz, die Exemplare in die Gattung, die Geister in die 
Weltseele spurlos zurück. Sie leben nur, um zu sterben; sie 
fühlen und denken nur, um sich vollkommen in das Ewige aufzu 
lösen. Diese unbedingte Auflösung ist für das natürliche Leben 
der Tod und für das menschliche Gemüth die selbstlose Hinge 
bung im Gefühl und in der Erkenntniß, in der Form der Reli 
gion und in der Form der Philosophie: eine Versenkung in das 
göttliche Wesen, worin alle Selbstunterscheidung zwischen Gott 
und Mensch aufhört und an die Stelle des Verhältnisses die voll 
kommene Vereinigung tritt. Diese Vereinigung in der Form des 
*) Considerations sur la doetrine d’uti esprit universel. 
Op. phil. pg. 181.
	        
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