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Mögen diese Lehren immerhin über das Wesen Gottes anders
denken, als Spinoza: da sie mit ihm einverstanden sind über
die Ohnmacht und absolute Unselbständigkeit aller einzelnen Dinge,
so sind ihre Vorstellungen von Gott vielleicht nach der gewöhn
lichen Art religiöser, aber auch gewiß unklarer, als der reine
Pantheismus jenes „novateur trop connu“, und ihr Vorzug
besteht nicht in dem bessern Princip, sondern in der geringern
Folgerichtigkeit der Gedanken. Folgerichtigerweise muß jeder
Spinozist sein, welcher den Dingen die eigenthümlichen und
ursprünglichen Kräfte abspricht. Hier gilt der Satz: entwe
der sind alle Dinge selbstlos oder selbständig. In dem ersten
Falle giebt es nur eine Substanz, welche Gott ist; in dem
andern sind alle Dinge Substanzen oder Monaden. Also ent
weder die eine Substanz oder die zahllosen Monaden; entweder
Spinoza oder Leibniz. Es giebt kein Drittes. „Ich begreife
nicht," schreibt Leibniz an Bourguet, „wie Sie aus meinen Be
griffen den Spinozismus folgern können; im Gegentheile ge
rade durch die Monaden wird der Spinozismus vernichtet. —
Spinoza würde Recht haben, wenn es keine Mona
den gäbe und also Alles außer Gott vorübergehend und selbst
los wäre, denn es wäre dann in den Dingen keine substantielle
Grundlage, die in dem Dasein der Monaden besteht*)." Und
philosophicis ad Fred. Hoffmannum. Op. phil. pg. 161. Vgl.
Examen des principes du Pere Malebranche, pg. 691.
*) Je ne sais Comment vous en pouvez tirer quelque
Spinosisme; au contraire c’est justement par ces mo-
nades que le Spinosisme est detruit. — Sp. aurait
raison, s’il n’y avait point de monades, et alors tout,
hors de Dieu, serait passager et s’eyanouirait en simples acci-
dens et modiiications, puisqu’ 11 n’ y aurait point la base des