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gensätze als die verwandten Beziehungen, welche Leibniz zu den
geschichtlichen Systemen einnimmt, und wir haben bereits gesehen,
als es sich um den Namen des neuen Princips handelte, wie sehr
Leibniz darauf bedacht war, seinen Begriff der Substanz von
den gleichnamigen Begriffen Spinoza's, der Cartesianer und Ato-
misten genau zu unterscheiden.
I.
Leibniz und dieSysteme der cartesianischen Schule.
1. Spinoza und das Princip der All-Einheit.
Der Begriff der Monade erklärt, daß alle Dinge Substan
zen d. h. ursprüngliche und von Natur selbständige Wesen sind,
daß sie daher auf natürlichem Wege diese Selbständigkeit weder
empfangen noch verlieren oder auf natürliche Weise weder ent
stehen noch vergehen können. Mit dieser Erklärung wendet Leib
niz seine Philosophie gegen die Lehre Spinoza's, welche, gegrün
det auf den Begriff der einen Substanz, in allen einzelnen We
sen nichts sah als deren vorübergehende Modisicationen. Diese
beiden Begriffe hängen genau und folgerichtig zusammen. Giebt
es nur eine Substanz, so sind alle einzelne Dinge selbstlos und
unkräftig. Sind die Dinge unselbständig und kraftlos, so kön
nen sie sich von der göttlichen Substanz nicht unterscheiden, also
auch nicht von ihr unterschieden werden; so ist, wie Spinoza
deutlich erklärt, Gott selbst das einzige wahre und beständige
Wesen der Dinge. Daher verfällt nach dem Urtheile von Leibniz
jede Lehre dem Systeme Spinoza's, welche irgendwie die Ur
sprünglichkeit der Dinge angreift und die Natur für einen bloßen,
^ an sich nichtigen Schauplatz der göttlichen Wirksamkeit hält*).
*) Et ademta retras vi agendi nou posse eas a divina sub-
stantia distingui incidique in Spinosismum. Ep. de rebus