Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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klingen werden nach mathematischen Regeln bestimmt werden kön 
nen; aber daß sie ist, läßt sich weder mechanisch noch mathema 
tisch beweisen, nämlich nicht so beweisen, daß die Kraft ge 
zeigt, gleichsam handgreiflich dcmonstrirt werden kann, wie sich 
von der Mathematik die Körper und von der Mechanik die kör 
perlichen Bewegungen anschaulich darstellen lassen. Die Kraft 
ist der Ursprung der mechanischen Welt oder, wie sich Leib- 
niz öfters ausdrückt, „fons mechanismi“*), aber diese Quelle 
ist dem Auge verborgen, welches in die Anschauung der sinnlichen 
Dinge versenkt ist. Es giebt kein Experiment, welches die Kraft 
als solche zum Vorschein bringt., So weit ich auch die Materie 
bis in ihre kleinsten Theile durchwandere, nirgends finde ich in 
dem Umfange der sichtbaren Welt den Punkt, wo ich der Kraft 
selbst gegenüberstehe und sagen kann: hier ist die Quelle der Erschei 
nungen, hier ist Kraft! wo ich die Kraft mit derselben Anschau 
lichkeit erblicke, womit der Mathematiker erklärt: hier ist ein Cir- 
kel! oder der Mechaniker: hier ist Pendelschwingung! Und warum 
ist dieser höhere, den physikalischen Gesichtskreis übersteigende Be 
griff ein metaphysischer? Weil er ein Princip oder ein rei 
ner Vernunstbegriff ist, welchen die Physik von sich aus verlangt, 
aber aus eigenen Mitteln weder beweisen noch ausmachen kann. 
Wenn sich die Physik recht bedenkt, so muß sie erklären: ich bin 
hülflos, wenn ich den Begriff der Kraft nicht zur Erklärung der 
Körper anwenden darf, aber ich kann in meiner Weise weder 
zeigen, daß sie ist, noch weniger, worin sie besteht. Wie daher 
im Verstände von Leibniz die Kraft den „fons mechanismi“ bil 
det, so muß in demselben Geiste die Erklärung der Körper auf 
*) Mechanismi fons est vis primitiva. Ep. ad Bierlin- 
gium. Op. phil. pg. 678. Vgl. Ep. ad Fred. Hoffmannum de 
rebus philosophiern.
	        
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