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Die erste der beiden Schriften ist ebenfalls gelegentlich ent
standen. Leibniz verfaßte sie bei seinem letzten Aufenthalt in
Wien für den Prinzen Eugen von Savoyen, der die Handschrift
wie einen Schatz aufhob und mit sich führte. Köhler hat die
Schrift ins Deutsche, Hansche in Leipzig ins Lateinische über
setzt. In dieser lateinischen Uebersetzung erschien sie nach Leib
niz' Lode in den actis eruditorum im Jahr 1721 unter dem Ti
tel „prindpia philosophiae seu theses in gratiam principis
Eugenii conscriptae“. Das französische Original hat Erdmann
aus dem hannöver'schcn Nachlasse herausgegeben.
Außerdem fallen in diesen letzten Abschnitt einige Briefwech
sel, die gewisse Punkte des Systems näher erläutern. Hier sind
am bemerkenswerthesten die Briefe an den Hildesheimer Pater
Des Bosses aus den Jahren 1706— 1716, an den Professor
Bourguet in Neufchatel und an den englischen Geistlichen Samuel
Clarke, einen Anhänger und Schüler Newtons. Die Briefe an
Des Bosses betreffen den Begriff der Monade, der Materie,
des Körpers und namentlich der körperlichen Substanz, ohne
welche selbst die Möglichkeit der Transsubstantiation begriffswid
rig erscheinen muß. In dem Briefwechsel mit Bourguet er
läutert Leibniz den Begriff der Vorstellung und berührt zuletzt die
wichtige Frage der gleichmäßigen oder wachsenden Vollkommen
heit der Natur. Endlich in dem Briefwechsel mit Clarke han
delt es sich um das Wesen Gottes und der Seele; die wichtigste
Streitfrage geht auf die Begriffe von Raum und Zeit, die nach
Leibniz nicht Wesenheiten, sondern Verhältnisse sind, die wir
vorstellen und die ohne die Existenz der Körper nichts als Vor
stellungen sein würden").
*) Epistolae ad patrem Des Bosses. 1706—1716. Lettres
ä Mr. Bourguet. 1704—-1716. Kecueil des lettres eutre Leib-