Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Raspe herausgegeben. Sein Titel heißt: „Neue Versuche über 
den menschlichen Verstand"*). 
Die populärste aller leibnizischen Schriften, zugleich das ein 
zige philosophische Werk, das er selbst herausgegeben hat, ist die 
Th eodicee, die in kurzer Zeit ein Lehrbuch von europäischer Be 
rühmtheit wurde. In dem System der vorherbestimmten Harmo 
nie war das Problem enthalten, welches Leibniz in seiner Theodicee 
zu lösen suchte. Zu diesem innern Motiv kamen äußere Veranlas 
sungen verschiedener Art. Die vorherbestimmte Harmonie bejahte 
den Begriff der göttlichen Vorherbestimmung. In der Lehre von 
der Prädestination fand Leibniz einen innern Berührungspunkt mit 
den Calvinisten; die Unionsverhandlungen veranlaßten ihn zu dem 
Versuch einer Auseinandersetzung und Ausgleichung der beiden pro 
testantischen Glaubensformen; damit hängt, wie wir schon früher 
gesagt haben, der Entwurf der Theodicee zusammen. Die Haupt 
frage selbst, wie sich mit der göttlichen Vorherbestimmung die 
menschliche Freiheit, mit der göttlichen Güte die Uebel in der 
Welt vertragen können, hat von jeher philosophische Gemüther 
beschäftigt, gläubige beunruhigt, skeptische gereizt. Noch neuer 
dings hatte Bayle aus die Unlösbarkeit dieser Widersprüche hin 
gewiesen und daraus die Unmöglichkeit einer rationalen Glaubens 
erkenntniß , die Nothwendigkeit des blinden Glaubens dargethan. 
Die Königin von Preußen hatte mit Leibniz öfter Unterredungen 
über dieses Thema gehabt und von ihm eine Lösung dieser Fragen 
gesucht. So entstand die Theodicee. Das Buch wurde, was 
für seine Beurtheilung nicht unwichtig ist, stückweise zusammen- 
*) Nbuveaux essais sur l’entendement humain par l’auteur 
du Systeme de l’harmonie preetablie.
	        
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