Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Meisterschaft darüber zeigt, die man in philosophischen Ideen 
nur dann haben kann, wenn inan dieselben völlig ausgetragen 
und lange mit ihnen gelebt hat. 
Es gab eine Zeit, in der Leibniz sein System bereits mit 
voller Ueberzeugung in sich trug und in dem Geiste desselben dachte 
und handelte, aber die öffentliche Mittheilung zurückhielt und sich 
dieselbe für einen späteren Zeitpunkt aufhob. In dieser Verfas 
sung begegnen wir ihm wenige Zeit vor der italienischen Reise. 
Als der Landgraf von Hessen-Rheinfels in ihn drang, den rö 
misch-katholischen Glauben zu bekennen, so nannte Leibniz als 
letzten Gegengrund gegen diese Zumuthung seine philosophischen 
Ansichten. Diese Meinungen zu ändern, setzte er hinzu, sei ihm 
unmöglich. Hier erkennen wir den Ausdruck eines überzeugten 
Geistes. Auch könne er sie nicht verschweigen, denn diese An 
sichten seien in der Philosophie von großer Wichtigkeit, und 
wenn er einst über seine Entdeckungen sich werde aussprechen 
wollen, so müsse er jene Ueberzeugungen als Grundsätze aufstel 
len*). Dieses bedeutsame Bekenntniß macht Leibniz im An 
fange des Jahres 1684. Drei Jahre später folgte die große Reise 
durch Deutschland und Italien, von der Leibniz erst im Juni 
1690 zurückkehrt. Man darf also sicher sein, daß vor diesem 
Zeitpunkt die Grundsätze seiner neuen Lehre in ihrem vollen Um 
fange zwar ihm, aber nicht der Welt bekannt waren. Daß 
Leibniz mit seinem System im Klaren war, als er jenen Brief 
an den Landgrafen schrieb, läßt sich aus einem anderen Zeugniß 
genau beweisen. Im Jahr 1695 veröffentlicht er zum erstenmal 
„sein neues System der Natur"**). Er theilt es seinem Freunde 
dem Kanonikus Foucher in Dijon mit, und dieser schreibt ihm zurück: 
*) Vgl. oben Cap. X Nr. II. 5. S. 245. 
**) S. unten S. 288flgd.
	        
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