Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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nahmen, die historischen Forschungen und die damit verbundene 
Reise werden den philosophischen Geist in seinem Nachdenken nicht 
unterdrückt, aber seine Sammlung zu Schriftwerken vielfach 
gehemmt und verzögert haben. Wir können die Rückkehr von 
seiner italienischen Reise, also das Jahr 1690 als den Zeitpunkt 
bezeichnen, in welchem Leibniz anfängt, von dem Standpunkt 
seines eigenen Systems aus ein philosophischer Schriftsteller für 
die Welt zu werden. Es sind die letzten sechsundzwanzig Jahre 
seines Lebens, die für die schriftliche Entwicklung seiner -Philoso 
phie hauptsächlich ins Gewicht fallen. 
Nicht als ob Leibniz als Philosoph erst seit jenem Zeitpunkt 
mir sich ins Reine gekommen wäre. Er hat nie unter der schüler 
haften Botmäßigkeit eines der'früheren Systeme gestanden; er hatte 
schon in der mainzischen Zeit, wie aus jenem Briefe an den Her 
zog Johann Friedrich hervorging, den Begriff erfaßt, der den 
Keim eines neuen Systems in sich trug *); er ist ohne Zweifel in 
der Ausbildung dieses Begriffs, der mit seiner berühmten mathe 
matischen Erfindung so genau zusammenhing, ununterbrochen 
thätig gewesen, und wir dürfen überzeugt sein, daß dieser Geist, 
in dem Alles schnell reifte und der gerade in den schwierigsten Fra 
gen keineswegs zu den langsamen Köpfen gehörte, nicht zwanzig 
Jahre gebraucht hat, um einen Gedanken, von dem er durch 
drungen war, zur Klarheit und vollständigen Entwicklung zu 
bringen. 
Wie hätte er auch sonst diese seine neue Lehre später so leicht 
und spielend entfalten und mit so vieler pädagogischer Kunst von 
so verschiedenen Seiten einleuchtend machen können? Denn man 
muß wohl beachten, daß Leibniz, wie er mit seinem System vor 
die Welt tritt, dasselbe bereits vollkommen beherrscht und eine 
*) S. oben Cap. VIII. Nr. I. 2. S. 171.
	        
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