Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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standen. Er sprach von jedermann Gutes, kehrte alles zum 
Besten und schonte auch seine Feinde. Er las sehr viel und ex- 
cerpirte Alles, machte auch säst über jedes merkwürdige Buch 
seine Reflexionen auf kleine Zettel; sobald er sie aber geschrieben, 
legte er sie weg, und sah sie nicht wieder, weil sein Gedächtniß 
unvergleichlich war. Der Eigensinn, daß er sich nicht konnte 
widersprechen lassen, wenn er auch gleich sah, daß er Unrecht 
hatte, war sein größter Fehler. Doch folgte er hernach von selbst 
der bessern Ueberzeugung. Das Geld hatte er lieb und war 
daher, wie sich Eckhart ausdrückt, fast etwas sordidus; er brauchte 
es aber nicht zu seiner Bequemlichkeit, sondern ließ sich von Me 
chanikern und seinen Dienern darum betrügen. Seine Rechnen- 
maschine kostete ihm große Summen. So kain es, daß er bei sehr 
bedeutenden Einkünften verhältnißmäßig nicht viel hinterließ"). 
Aus seinen eigenen Aufzeichnungen entnehmen wir folgende 
Selbstschilderung, die den ganzen Menschen charakterisirt. „Sein 
Temperament ist weder sanguinisch, noch cholerisch, weder phleg 
matisch noch melancholisch. Doch scheint das Cholerische zu über 
wiegen. Er ist hagerer, mittlerer Statur, blaß von Gesicht, seine 
Hände und Füße sind nach Verhältniß der übrigen Theile seines 
Körpers zu lang und zu dünn. Seine Stimme ist schwach und 
mehr fein und hell als stark, auch ist sie biegsam, aber nicht man 
nigfaltig genug, die Kehlbuchstaben sind ihm schwer auszusprechen. 
Seine Hände sind von unzähligen Linien durchkreuzt. Schon 
seit seinem Knabenalter hatte er eine sitzende Lebensart geführt 
*) Freilich wurden auch die fürstlichen Pensionen nicht immer re 
gelmäßig bezahlt. Er hatte in den letzten Jahren außer einem fast 
kostenfreien Lebensunterhalt mehr als viertausend Thaler Einkünfte und 
hinterließ seinem unwürdigen und undankbaren Erben etwa vierzehn 
tausend.
	        
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