Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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weisere und leutseligere Fürstin gesehen. Sie verlangte mich oft in 
ihre Nähe, würdigte mich oft ihres Gesprächs, und da ich an diese 
Glückseligkeit gewöhnt war, so wurde mir die allgemeine Trauer 
aus einer besondern Ursache noch empfindlicher. Als sie in Hanno 
ver die Welt verließ, war ich in Berlin, weil ich ihr nicht gleich 
folgen konnte. Je weniger wir nun eine solche Trauerbotschaft ver 
mutheten, um so schmerzlicher wurden wir davon gerührt. Wahr 
lich, ich bin einer gefährlichen Krankheit sehr nahe gewesen, und ich 
habe mich schwer wieder erholt. Diese große Königin besaß eine 
unglaubliche Wissenschaft höherer Dinge und die außerordentlichste 
Begierde, immer mehr zu erforschen; ihre Unterredungen mit mir 
gingen dahin, ihren Wissensdrang immer mehr zu befriedigen, 
und die Welt würde dereinst großen Nutzen davon gesehen haben, 
wenn nicht der Tod sie uns so früh geraubt hätte*)." 
2. Letzter Aufenthalt in Berlin. 
Die glücklichen Zeiten in Berlin waren für Leibniz vorüber, 
und bald wurden hier die Verhältnisse für seinen Aufenthalt 
außerordentlich unbehaglich. Zwar führte die neue Verbindung 
beider Höfe durch die Vermählung des Kronprinzen von Preußen 
mit der Prinzessin von Hannover Leibniz wieder für einige Mo 
nate nach Berlin (Dec. 1706 bis Febr. 1707), aber sie gab seiner 
dortigen Stellung keine neue Grundlage. Im Gegentheil, es trat 
in Folge einer politischen Angelegenheit bald eine Spannung zwi 
schen beiden Höfen ein, welche Leibnizens Doppelstellung empsind- 
lich berührte und dieselbe auf die Dauer unmöglich machte. Sogar 
die Societät der Wissenschaften wurde seinem Einfluß entzogen. 
Sein Aufenthalt in Berlin wurde von beiden Seiten ungern ge- 
*) Vgl. Gottfr. Wilh. Frh. v. Leibniz. Von Guhrauer. ll. Theil 
S. 259 — 261.
	        
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