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den Kirchengebräuchen, Einheit im Namen. Für die weitere
Geschichte der Unionsverhandlungen ist der zwischen Leibniz und
Jablonski in den Jahren 1698 —1704 geführte Briefwechsel ein
belehrendes aber wenig erquickliches Zeugniß*). Ein Hauptthe
ma dieses Briefwechsels bilden die Erörterungen über das Abend
mahl, die Frage nach der Gegenwart Christi im Sacrament;
wie mit Ausschließung (nicht Verdammung) der Erklärung
Zwingli's die Gegenwart Christi im Abendmahl als eine reale ge
faßt werden könne, ohne deßhalb für eine örtliche und körperliche
zu gelten; wie diese Gegenwart als „indistautia“, nicht als „prae-
sentia localis“ anzusehen sei, ähnlich wie die Gegenwart der
Seele im Körper. Alle diese Erörterungen bringen die Sache
nicht von der Stelle; auch die äußeren Bedingungen werden un
günstig, die ministeriellen Neigungen erkalten, und bald stockt das
Werk von allen Seiten. Schon im October 1699 bemerkt Leib
niz gegen Jablonski, daß er anfange die Unionspläne für unzei
tig zu halten. „Die Ursache, warum ich angefangen gehabt zu
glauben, daß besser mit der fernerweiten Cvmmunication zurück
zuhalten, ist nicht, als ob ich die Hand sinken ließe und nicht
mehr so wohl gesinnet, sondern vielmehr eben dieses, daß ich wohl
gcsinnet und daher gefürchtet, man werde, wie ich deutlich in
meinem Vorigen zu erkennen gegeben, anjetzo zur Unzeit kommen
und damit nur, wie man sagt, Kraut und Loth in die Luft ver
schießen. Denn bekannt, daß auch die besten Vorschläge von
der Welt, wenn sie nicht zur rechten Zeit angebracht werden, nicht
nur vor das mal vergebens sein, sondern auch, welches das ärgste,
vors künftige unwerther geachtet werden**)." Und dem helm
*) Leibniz' deutsche Schriften. Herausgegeben von Guhrauer.
II. Band. S. 59—241.
**) Ebendaselbst. S. 109. 110.