Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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niffe bezeichnete Schauplatz. Von hier aus konnte das Eini- 
gungswerk, wenn es glücklich von Statten ging, sich über Deutsch 
land ausbreiten und nicht bloß den deutschen, sondern den euro 
päischen Protestantismus in Betracht ziehen. Man konnte an eine 
allgemeine evangelische Kirche denken, welche die protestantischen 
Völker in sich vereinigte. Und hier kamen zunächst die Schweiz, 
Holland und England in Frage, namentlich England durch das 
Beispiel einer geordneten und dem Königthum ergebenen Natio 
nalkirche, die in ihrer Glaubensverfaffung selbst eine ausglei 
chende Mitte hielt in dem Gegensatz der protestantischen Parteien. 
Und nach der Vertreibung der Stuarts lagen auch hier, unter 
der Regierung des Oraniers, die Verhältnisse günstiger als je 
für die Sache des durch Einigung zu stärkenden und zu einer 
allgemeinen Kirche zu gestaltenden Protestantismus. Der Sohn 
des großen Kurfürsten, Friedrich III von Brandenburg, der die 
Dinge fast nur nach dem Nimbus zu schätzen wußte, den sie auf 
ihn zurückwarfen, wünschte den Ruhm und Nutzen einer solchen 
Friedensstiftung zu ernten und betrieb das protestantische Versöh 
nungswerk nicht bloß im Sinn gegenseitiger Duldung, sondern 
wirklicher Einigung. Er wollte die Union und gewann dafür 
auch die Theilnahme des ihm verwandten lutherischen Hofes von 
Hannover. So kam es zu Unionsverhandlungen zunächst zwi 
schen Berlin und Hannover, bei denen Leibniz vermöge seiner 
Stellung und Einsicht rathgebend und vermittelnd wirksam war. 
Unter den Theologen, die in der Führung jener Unionsverhand 
lungen hervortraten, sind auf der brandenburgischen Seite beson 
ders der reformirte Hofprediger Iablonski, auf der hannö- 
ver'schen der uns bekannte lutherische Abt Molanus und die 
Helmstädter Professoren bemerkenswerth, die im Gegensatz zu 
den Wittenbergern die lutherisch duldsamen sind.
	        
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