Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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beiden Kirchen zu wirken. Spinola gehörte zum Orden der 
Franziskaner, er war Bischof von Tina in Kroatien, später Bi 
schof von Neustadt bei Wien. Er wirkte zugleich als Diplomat 
und als Missionär und betrieb die Sache der Reunion nicht 
bloß als ein kaiserliches Geschäft, sondern als seine Lebensaufgabe, 
für welche er schon lange thätig gewesen war, bevor ihn kaiserliche 
und päbstliche Vollmachten mit der Sache betrauten. Er selbst 
erklärt im Jahre 1671, daß er seit zwanzig Jahren an dieser Auf 
gabe arbeite. Im Jahre 1661 beginnt er seine dem Zweck der 
Reunion gewidmeten Reisen. Er ist zu diesem Zwecke sechsmal 
in Rom, fünfmal in Hannover gewesen (das erstemal 1676, das 
zweitemal 1683, wo er mit Leibniz zusammentraf). Sein Tod 
im Jahr 1695 durfte mit Recht als ein großes Mißgeschick für die 
Sache der Reunion angesehen werden, die Spinola fast ein halbes 
Jahrhundert hindurch mit so vielem Eifer und einige Zeit mit 
scheinbar großem Erfolge betrieben hatte. 
4. Der Hannövers che Hof. Die Herzogin Sophie. 
Unter den protestantischen Ländern des deutschen Reichs boten 
für die Reunionspläne und die Aufgabe Spinolas diejenigen of 
fenbar einen sehr günstigen und empfänglichen Schauplatz, deren 
Fürsten entweder ganz im katholischen oder ganz im kaiserlichen 
Interesse waren. Diese günstigen Bedingungen fanden sich in 
Braunschweig-Lüneburg. Das Land war lutherisch; der Her 
zog Johann Friedrich hatte sich zur römischen Kirche bekehren lassen, 
und die Reunionsidee fand deßhalb bei ihm williges Gehör, ob 
wohl er politisch nicht in kaiserlichem, sondern in französischem 
Interesse stand. Sein Bruder und Nachfolger Ernst August be 
gehrte die Kurwürde und war, obwohl dem Namen nach lutherisch, 
vermöge seiner politischen Interessen kaiserlich gesinnt und von die-
	        
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