Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

230 
sich daher, daß in dem System und Zusammenhange der mainzi- 
schen Politik, daß in Männern, wie der Kurfürst Johann Phi 
lipp und Boineburg, auch die Idee der kirchlichen Reunion ernst 
haft gefaßt und gepflegt wurde. Namentlich Boineburg, persön 
lich an beiden Kirchen betheiligt, durch Geburt Protestant, 
durch Bekehrung Katholik, war schon im Jahre 1660 für die 
ses Ziel in Rom thätig. So wurde Leibniz schon in seiner main 
zischen Periode mit dieser Idee vertraut und sie war ihm will 
kommen. Er schrieb hier nicht bloß politische, sondern auch theo 
logische Demonstrationen, nicht etwa aus speculativer 
Liebhaberei, sondern zu einem praktischen, kirchlich reconciliatori- 
schen Zweck; er wollte in diesen „Demonstrationen" die wichtig 
sten streitigen Glaubenspunkte in ein solches Licht setzen, daß die 
verschiedensten theologischen Ansichten und Parteien damit über 
einstimmen konnten. Man sieht, daß er die Reunion schon ins 
Auge gefaßt hat. Die Schrift will unparteiisch erscheinen, dar 
um verbirgt der Verfasser geflissentlich sich und seinen kirchlichen 
Standpunkt; sie ist lateinisch verfaßt, damit sie von Ausländern 
gelesen werden könne; sie will den verschiedenen kirchlichen Be 
kenntnissen und Richtungen ein Einigungsobject darbieten und 
gerade in dieser Rücksicht das praktische Urtheil der stimmführen 
den Theologen herausfordern. So erklärt sich Leibniz selbst in 
einem Briefe an den Herzog Johann Friedrich von Hannover 
(November 1671): „ich hätte es lieber deutsch geschrieben, allein 
es hätte dergestalt dem Ausländer nicht communicirt werden kön 
nen. Meine Intention nun damit ist gewesen, zu versuchen, ob 
etwa mit guter Manier, verständiger Sanftmuth, von Theolo 
gen von allen Seiten, von katholischen, evangelischen, reformirten, 
Remonstranten und sogenannten Jansenisten, practicirte Judicia 
und dieses zum wenigsten erhalten werden könnte, daß, wo sie
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.