Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

229 
In den letzten Jahrzehenden des siebzehnten Jahrhunderts 
steht in der ersten Reihe der religiös-politischen Fragen die Wie 
dervereinigung der beiden durch die Reformation des sechszehnten 
Jahrhunderts getrennten Kirchen. Man muß aus den geschicht 
lichen Verhältnissen begreifen, wie diese Frage entsteht und wie 
sie liegt. Zugleich werden wir hier die Fäden erkennen, welche 
Leibnizen so tief und so lange Zeit hindurch in die Geschichte die 
ser Frage verflechten. 
Der große kirchliche Gegensatz, der in der ersten Hälfte des 
sechszehnten Jahrhunderts entstanden war und dann in dem tri- 
dentiner Concil katholischerseits seinen Abschluß gefunden, hatte 
in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts in Deutschland 
die blutigen Früchte des dreißigjährigen Kriegs getragen. Der 
westfälische Frieden hatte mit dem Kriege auch den religiösen 
Zwiespalt wenigstens so weit geschlossen, daß den Protestanten 
die Duldung ihrer Lehre und Kirche gesichert war. Aber es 
fehlte viel, daß damit der religiöse Frieden wirklich und auf die 
Dauer verbürgt worden. Die innere Glaubenstrennung blieb 
und damit die religiöse Zwietracht, die leicht wieder auflodern 
und mit dem Frieden auch die Sicherheit des Reichs gefährden 
konnte. 
Wer daher für die Erhaltung des westfälischen Friedens und 
die Sicherheit des Reichs ernstlich besorgt war, mußte nothwen 
dig darauf denken, auch den religiösen Frieden tiefer zu begrün 
den und die Glaubenstrennung aufzuheben durch eine Versöhnung 
und Wiedervereinigung der beiden Kirchen. Hier ist das politi 
sche Motiv, aus dem in der Zeit nach dem westfälischen Frieden 
die Reunionsbestrebungen hervorgehen. Nun wissen wir, daß 
diese Friedens- und Sicherheitspolitik in Betreff des deutschen 
Reichs hauptsächlich in Mainz ihren Heerd hatte, und es begreift
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.