Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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c) Genealogische Interessen. 
Die Einführung der Primogenitur und die Verbindung der re 
gierenden Häuser von Hannover und Celle waren wohlberechnete 
Stützen des hannöverschen Hofes zur Erwerbung der Kurwürde. 
Dazu konnten sich die Welfen auf ihre geschichtliche Abkunft, auf 
die Macht ihrer Vorfahren berufen, die Stammesherzöge gewesen 
waren. Es war daher nicht bloß eine fürstliche Modcsache, son 
dern lag im Zusammenhange seiner politischen Zwecke, wenn der 
Herzog Ernst August die Geschichte seines Hauses, die Genealo 
gie der Welfen, deren Abkunft ein holländischer Genealog fabelnd 
auf den römischen Kaiser Octavius Augustus zurückgeführt hatte, 
urkundlich dargethan wünschte und diese Aufgabe Leibniz über 
trug. So wird Leibniz seit 1685 braunschwcig-lüneburg'scher 
Historiograph und macht zur Lösung seiner Aufgabe und zur 
gründlichen Untersuchung der archivarischen Quellen eine Reise 
durch Deutschland und Italien in den Jahren von 1687 —1690. 
d) Hannover — Brandenburg. 
In seiner Bewerbung um die Kurwürde hatte das welsische 
Haus besonders den Widerstand des ihm benachbarten und stets 
eifersüchtig von ihm angesehenen kurfürstlich - brandenburg'schen 
Hauses zu fürchten. Diesen Widerstand zu beseitigen, gab es 
1687) die Großmutter Friedrichs des Großen. Ihr böser Dämon am 
hannöverschen Hofe war die Gräfin Platen, die Geliebte des Kurfürsten 
Ernst August und, wie man sagt, die verschmähte Liebhaberin des Gra 
fen Königsmark. Sowohl der Kurfürst als der Kurprinz lebten, wie 
es die sittenlose Zeit mit sich brachte, unter dem Einfluß ihrer Mätressen. 
Diese häuslichen und ehelichen Zerwürfnisse der schlimmsten Art bilden 
die dunkle und widerliche Seite des hannöverschen Hofes in der Zeit, als 
Leibniz dort lebte und wirkte.
	        
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