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trieb im Interesse Boineburgs und nach dessen Tode (December
1672) im Interesse der Familie, als deren Mandatar er handelte,
die Angelegenheit aufs Eifrigste, und er brachte es endlich so weit,
daß wenigstens ein Theil der Forderungen erfüllt wurde, die jetzt
der Familie und namentlich dem Sohne Boineburgs zu gut kamen.
3. Leitung des jungen Bo ine bürg.
Dieser Sohn, der in seiner späteren Laufbahn den Ruhm des
Vaters noch übertreffen sollte, war Leibnizens Obhut und wissen
schaftlicher Leitung in Paris anvertraut worden. Philipp Wil
helm von Boineburg hatte in Straßburg unter Böcler die Staats
wissenschaften studirt und war als scchszehnjähriger Jüngling mit
seinem Schwager Schönborn bei Gelegenheit jener kurmainzi
schen Gesandschaft nach Paris gekommen. Hier sollte er seine
Studien und Ausbildung vollenden. Am liebsten hätte ihn der
Vater selbst begleitet; da er es nicht vermochte, so übergab er ihn
der Leitung seines Leibniz. Der letzte Brief, den er an Leibniz
schrieb *), legte diesem die Sorge für den Sohn ans Herz. Und
Leibniz that, was er konnte, um dem jungen Boineburg nützlich
zu werden. So viel wir aus den Berichten an die Mutter ur
theilen können, war die Methode, die er als wissenschaftlicher
Mentor anwendete, vortrefflich. Er wollte den jungen Mann
in Geschichte, Sprache und Schreibart üben; dazu ließ er ihn
politische Schriftsteller, namentlich französische, lesen und den
Kern der gelesenen Schrift ausziehen und übersetzen. Auch lobt
er in seinem Zögling die guten Fähigkeiten sowohl der Fassungs
kraft als des Gedächtnisses. Trotz dem ergießt er sich gegen die
Mutter in Klagen und Beschwerden über die geringe Theilnahme,
*) Vom 9. December 1672.